Bochum. Eine Bochumer Eck-Kneipe samt VfL-Fan-Schal und Spielmannszug-Schellenbaum an der Wand ist die Kulisse für das Herbert-Grönemeyer-Singspiel “Bochum“, das im Schauspielhaus Bochum Premiere feierte. Das Publikum war begeistert. Bei der Zugabe “Bochum“ sangen 800 Menschen lauthals mit.

„Bochum, ich komm’ aus Dir“: Mit frenetischem Applaus feierte das Publikum am späten Sonntagabend die Premiere des Herbert-Grönemeyer-Singspiels „Bochum“ im Schauspielhaus. Musiker und Darsteller konnten die überbordende Begeisterung im Saal kaum fassen.

„Tief im Westen“, so scheint es, ist eben immer noch und immer wieder allerhand möglich, was man sich woanders nicht vorstellen kann. Sogar ein Bühnenstück über den berühmtesten Sohn der Stadt, der in persona darin gar nicht in Erscheinung tritt. Vielmehr rückt das von Lutz Hübner verfasste „Bochum“-Stück die Musik Herbert Grönemeyers in den Mittelpunkt. Von „Mambo“ über „Flugzeuge im Bauch“ und „Halt mich“ bis zur unvermeidlichen „Currywurst“ gibt’s alte und neue Hits im Minutentakt. Sie liefern das Gerüst für die Bühnenhandlung.

Nach 30 Jahren schließt die Kneipe und Lotte (Anke Zillich), die Frau hinterm Tresen, hat ihre Sachen schon gepackt. Die Band baut ab, die letzten Gäste gehen, nur Sandra (Veronika Nickl), Ralf (Michael Schütz), Peter (Joachim G. Maaß) und Roger (Günter Alt), die hier schon 1983 ihr Abi begossen haben, wollen noch einen trinken.

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Story um Liebe und Leid, Lust und Launigkeit

Also spendiert Lotte eine letzte Runde und stellt 30 Schnäpse auf die Theke. Für jedes Jahr einen. Der Alkohol löst die Zungen. Er beschwört Träume, Gespenster und gute Geister der zurückliegenden Jahre herauf – früher war durchaus nicht alles besser, aber man war jung, und es sah so aus, als ob die Welt nur auf jeden einzelnen von diesen sympathischen Thekenturnern gewartet hätte. 30 Jahre später sind die Erinnerungen geblieben, wenn auch leicht angerostet. Aber das Leben muss weitergehen, selbst wenn Lotte ihre Wirtschaft abschließt, und die Ehe von Sandra und Ralf nach 25 Jahren einer Auffrischung bedarf.

Aufgefächert wird die Story um Liebe und Leid, Lust und Launigkeit im stimmigen Ambiente einer Bochumer Eck-Kneipe samt VfL-Fan-Schal und Spielmannszug-Schellenbaum an der Wand. Die Musik bringt das Stück immer wieder voran, denn wenn Worte nicht mehr reichen, wird gesungen: schöne und traurige Lieder, Mut machende Hymnen („Zeit, dass sich was dreht“) und Songs der Enttäuschung („Gib mir mein Herz zurück/Du brauchst meine Liebe nicht …“).

Frische Arrangements der Grönemeyer-Hits

Alle aus der Feder Herbert Grönemeyers, aber alle in frischen, überraschenden, von Torsten Kindermann besorgten Arrangements, die allen „Gröni“-Nuschel-Klischees ausweicht, und die Songs des Meisters quasi neu erfindet – man denke an die verrückte Version von „Alkohol“, die als getragenen Kirchen-Kantate angestimmt wird!

Auch wenn die Handlung leicht hölzern-gezimmert wirkt – der Sound dieses Singspiels ist großartig! Die Band um Torsten Kindermann arbeitet sich an den Gröni-Hits im Wortsinn ab, und am Ende – bei der dritten Zugabe – spielen sie schließlich „Bochum“, und 800 Menschen im Großen Haus singen lauthals mit: „Bochum, ich komm’ aus Dir“, „Bochum, ich häng’ an Dir…!“ – Alles in der selbstbewussten Gewissheit, dass „tief im Westen“ weiterhin alles möglich bleibt. Auch wenn Opel schließt. Oder die Stammkneipe zumacht.

Die nächsten Termine 11., 17., 23., 31. Oktober, 9., 18. November, Tickets 0234 / 33 33-55 55.