Bochum. Mehrere Monate lang haben Eray Basar und sein Team an ihrer neuen Software gebastelt. Nun ist das Bochumer Softwarebüro „9elements“ mit dem „Photoscape“ auf den Markt gekommen. Dabei handelt es sich um ein Programm, das Gesten erkennt und darauf reagiert.

Landschaften, Grafiken und Momentaufnahmen fliegen über den Bildschirm. Eray Basar wischt mit seiner Hand in der Luft von Links nach Rechts. Die Fotos folgen ihm. Er tippt einmal mit dem Zeigefinger ins Leere und das Bild mit der Frau mit den dunklen Augen nimmt fast den gesamten Bildschirm ein.

Die Szenerie erinnert an Tom Cruise in „Minority Report“. „Das fällt vielen als erstes ein, wenn sie unsere neue Entwicklung sehen“, sagt Eray Basar. Mit ihrer Applikation, dem Fotobrowser „Photoscape“, hat das Bochumer Softwarebüro „9elements“ Pionierarbeit auf dem Feld der Gestenerkennung geleistet.

Benutzung ohne Maus oder Tastatur

Mit der Anwendung lassen sich Fotos am Bildschirm präsentieren, ohne dass der Nutzer eine Mouse, eine Tastatur oder einen Touchscreen benötigt – nur mit Bewegungen der Hand in der Luft. Eine Anwendung mit großem Show-Effekt, die zum Spielen lockt. Mehrere Monate hat das Team um Eray Basar und Sebastian Deutsch in ihrem Büro im Bermudadreieck an der Software gefeilt. Seit Mitte Juli steht sie zum Download bereit.

Was wie von Zauberhand aussieht, basiert auf einem neuen technischen Eingabegerät, einem Infrarotsensor, der die Bewegungen der Hand und sogar der einzelnen Finger erkennt. Der kleine Sensor, der mittels USB an den Computer angeschlossen wird, heißt „Leap Motion“ und kommt aus den USA. Der Gesten-Controller für den Schreibtisch ist bisher in Deutschland noch nicht weit verbreitet und kann nur über die Internetseite www.leapmotion.com zu einem Kostenpunkt von knapp 90 US-Dollar bestellt werden. Sebastian Deutsch: „Es gibt aber Überlegungen, dass er bald schon in Laptops standardmäßig integriert werden soll.“

Experimentieren mit neuen Technologien

Das Team arbeite immer früh mit neuen Technologien. „Wir spielen mit ihnen und entwickeln neue Paradigmen“, sagt Deutsch. Mit anderen Eingabegeräten wie der „Leap Motion“ würden sich völlig neue Möglichkeiten ergeben. Ihr Fotobrowser zeige, was der Sensor kann. Deutsch kann sich vorstellen, dass die neue Technik bald für interaktive Fotoausstellungen in Museen genutzt wird. „Auch für die Medizin ist sie spannend. Etwa können Chirurgen im OP Röntgenbilder aufrufen, ohne das sie den PC berühren müssen. Damit bleiben sie steril.“

Die Basisarbeit war für die Informatiker eine große Herausforderung. Denn für die Bedienung gab es noch keine etablierten Gesten. Welche Funktionen am besten mittels Kreisen des Fingers, ziehen der Hand oder wischen von einer Seiten zur anderen ausgeführt werden, mussten sie mit ungeübten Probanden „mühselig“ testen. Eray Basar: „Da kam häufig Frust auf, wenn wir uns etwas überlegt haben, und im Test zeigte sich dann, dass die Geste nicht intuitiv genug ist.“

Ganz ohne Anweisung kommt der Nutzer jedoch nicht aus. Ähnlich wie bei Anwendungen für Smartphones und Tablet-PCs bekommt er auch bei „Photoscape“ eine kleine Einführung, wenn er die Software das erste Mal nutzt.