Bochum. . Mit einer leicht geringenen Beteiligung als bei der letzten Bundestagswahl ist in Bochum der Wahlsonntag angelaufen. Um 15 Uhr haben 57,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben. In einem Wahllokal sorgte eine stark angetrunkene Frau für Aufregung. Hier musste die Polizei anrücken. Für ein wenig Verwirrung sorgte ein blauer ARD-Würfel an anderer Stelle. Aber auch dies lässt sich erklären.
Eher ruhig startete die Bundestagswahl in Bochum. In Bochum haben um 15 Uhr inklusive der Briefwähler 57,5 Prozent der 279.458 stimmberechtigten Bürger ihre Kreuze gemacht. Damit haben in Bochum im Vergleich zu 2009 weiterhin weniger Wähler den Gang zur Urne angetreten. 2009 hatten um diese Uhrzeit 59 Prozent der Bochumer gewählt.
Um 11 Uhr hatten am Sonntag gerade einmal 10,9 Prozent der Wähler ihre Stimme abgegeben. Zum Vergleich: Bei der letzten Bundestagswahl 2009 waren es zur gleichen Zeit 11,7 Prozent. Um diese Zahlen zu erhalten, gibt es in der Stadt 19 repräsentative Wahllokale, in denen mehrfach am Tag die Beteiligung abgefragt wird. „Sonst startete die Wahl in den insgesamt 249 Wahllokalen ordnungsgemäß“, so Stadtsprecher Thomas Sprenger. Zusammen mit den Briefwählern lag die Beteiligung um 11 Uhr bei 30,1 Prozent (2009: 32,1 %)
Eng und trubelig geht es zu im winzigen Wahllokal „Hannibal“. Inhaber sind die griechischen Eheleute Kamboris. Petros, dessen Familie aus der Gegend um Saloniki stammt, zapft gerade ein frisches Pils. Weiter hinten erklärt Wahlhelferin Sabine Lögers, einer Wählerin das genaue Procedere. An der Theke zum Frühschoppen eingefunden haben sich einige ältere Herren. „Mir haben sie eben gesagt, ich könne auch rechts wählen“, kalauerte einer. Denn hinten in der Stube stehen halt zwei Wahlkabinen nebeneinander. Der Mann verriet nicht, in welcher er denn nun seine Kreuzchen abgeliefert hatte.
Petros und seine Frau Vasiliki, die das Lokal seit 31 Jahren betreiben, nutzen den Wahlsonntag auch als eine willkommene Marketing-Veranstaltung: „Heute kommen viele Wähler. Darunter viele Menschen, die sonst womöglich nie zu uns gekommen wären“, erzählt er. Extra für diesen Tag gibt es daher ein Sonderangebot: Für einen Euro ist eine Bratwurst zu haben.
Infratest zählt Stimmen für Prognose
Ordnungsgemäß, aber trotzdem einigermaßen verwirrend für die Wähler, mutet ein blauer Würfel mit der Aufschrift ARD und einem Schlitz für den Wahlzettel an, der im Vorraum des Wahllokals an der Thyssen-Krupp-Verwaltung an der Essener Straße aufgestellt war. Zielsicher geht ein junger Mann auf die Box zu, nimmt sich einen der dort ausliegenden Wahlzettel und will wählen. Arno Zenker, der Wächter der Box, kann das grad noch verhindern: „Bitte gehen Sie doch erst dort hinein“, sagt er und weist auf den Innenraum, wo die amtlich gültigen Wahlurnen stehen.
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Das „Geheimnis“ dieses mysteriösen Würfels ist schnell gelüftet. Rund 650 solcher Behälter hat das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap überall in Deutschland vor Wahllokalen aufgestellt. „Die dort gewonnenen Daten sind die Basis für eine möglichst treffgenaue Prognose.“ Überraschend offen gehen an der Essener Straße viele Wähler mit dieser „dritten Stimme“ um, freimütig machen sie erneut die Kreuzchen. Zusätzlich zur Partei wird auf diesem Zettel auch Alter, Geschlecht , und in bestimmtem Fällen auch der Schulabschluss,Beruf, Religion und weitere Merkmale abgefragt. So möchten die Wahlforscher etwa wissen, wann die Entscheidung für eine bestimmte Partei gefallen ist oder was genau der Grund für die Bevorzugung einer Partei war. Zur Auswahl standen Spitzenkandidat, Lösungsvorschläge zu Sachfragen oder eine „langfristige Beindung an diese Partei“.
Neubürger nehmen Wahl sehr ernst
Ein wenig detektivischen Spürsinn benötigen die Bürger, die das Wahllokal in der Janusz-Korcak-Schule in Stahlhausen finden wollten. Der Grund: Aufgrund der Änderung der Stimmbezirke wurden in manchen Fällen auch neue Wahllokale ausgesucht. Im Wahllokal geben gerade die Eheleute Hamidi und Sema Dogan ihre Stimmen ab. Ihren Personalausweis hat das türkisch-stämmige Paar natürlich griffbereit. Seit 15 Jahren schon haben sie die deutsche Staatsbürgerschaft: „Für uns ist das Wahlrecht wichtig, wir möchten, dass sich die Politik auch für unsere Rechte einsetzt“, so Hamidi Dogan. Seine Frau stimmt zu, sie hätten seit der Einbürgerung fast immer an den Wahlen teilgenommen.
Nur eine angetrunkene Frau sorgt für Ärger
Besondere Vorkommnisse gab es bis zum frühen Nachmittag in Bochum keine. Allerdings wurde die Polizei kurz nach Beginn der Wahl zu einem Wahllokal an der Haldenstraße in Hamme gerufen. Der Wahlvorstand hatte die Beamten gerufen, weil dort sich eine schwer betrunkene Frau geweigert hatte, die Örtlichkeit zu verlassen und dadurch die Wahl nicht ordnungsgemäß abgelaufen wäre.