Der Moltkemarkt war Treffpunkt und Ort für Viehmärkte
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Bochum. Der Springerplatz zwischen Anna- und Metzstraße hieß früher Moltkemarkt. Die Bochumer trafen sich hier zu Vieh- und Jahrmärkten und Vorführungen.
Im Griesenbruchviertel, zwischen Anna- und Metzstraße, liegt der Springerplatz, einst der größte Marktplatz Bochums. Er erhielt seinen Namen 1947 zum Gedenken an den Redakteur Karl Springer, der vor 1933 Bochumer Stadtverordneter war und von den Nazis in den Tod getrieben wurde.
Vorher hieß er Moltkemarkt, aber diesen Namen hat im alten Bochum kaum einer gebraucht. Offenbar war der Name des preußischen Heerführers für hiesige Zungen zu kompliziert. Jedenfalls sprach alle Welt nur vom „Molkenplatz“ - die verballhornte Bezeichnung hat sich lange gehalten.
Fotos vom Moltkemarkt zeigen den Platz in seiner ganzen Ausbreitung, bis zur heutigen Bessemerstraße. Der Platz war in den Gründerjahren nach 1870 angelegt worden und besaß spätestens seit der Jahrhundertwende im schon damals dicht besiedelten Griesenbruch große Anziehungskraft. Hier war immer viel Betrieb.
Auf dem Moltkemarkt kam jeder auf seine Kosten
Hier trafen sich die Schützen, die Feuerwehr unterhielt einen Übungs-Steigerturm, Vieh- und Jahrmärkte wurden abgehalten, und während die Pferde an der Tränke des Platzes waren, suchten – und fanden – ihre Besitzer in den umliegenden Wirtschaften und Vergnügungsetablissements Zerstreuung. Wer etwas erleben wollte, kam am Moltkemarkt immer auf seine Kosten.
Blick in die Stadtgeschichte
Vieles, was einmal in Bochum war, ist inzwischen vergessen. Aber manches wissen die alten Bochumer noch von früher. Und die jungen sind neugierig, es zu erfahren.
Mit „Bochum historisch“ wirft die WAZ einen Blick in die Stadtgeschichte. Unter dem Motto „So sah Bochum einmal aus“ werden verschwundene und noch sichtbare Gebäude besucht.
Wegen des großen Anklangs, den die Reihe findet, ist „Bochum historisch“ im Herbst 2016 auch als Buch im Klartext-Verlag erschienen. ISBN: 978-3-8375-1674-6; 12,95 Euro.
Übrigens: Jürgen Boebers-Süßmann, der Autor von "Bochum historisch", ist auch auf Facebook.
Varieté-Vorführungen, Damenringkämpfe, Hungerkünstler, der „Eisenkönig Breitbart“ und wie sie sich nannten, sorgten in den Bierschwemmen und Lokalen für die nötige Abwechslung. Die war auch geboten, denn der Alltag der Menschen vom „Molkenplatz“ war geprägt von der Maloche auf den Zechen und im Bochumer Verein.
Im Griesenbruch lebten viele Arbeiterfamilien
Die Bevölkerungsstruktur war auch der Grund, warum der Griesenbruch als „Blaubuxen-Viertel“ bekannt war. Hier lebten fast nur Arbeiter mit ihren Familien, und deren blaue Buxen – die Arbeitshosen – waren ein auch äußerlich eindeutiges Zeichen von Klassenzugehörigkeit und –bewusstsein.
Entsprechend galt die Gegend um den Moltkemarkt in den 1920/30er Jahren als „rot“ – hier lieferten sich die KPD-Aktivisten mit der SA Straßenschlachten, und einmal musste ein NS-Fackelzug umgeleitet werden, weil die Arbeiter den Moltkeplatz abgesperrt hatten.
1933 wurde im Griesenbruch die Gleichschaltung erzwungen
Mit der brutalen Gewalt der Diktatur wurde dann 1933 auch die „Gleichschaltung“ im Griesenbruch erzwungen. Im Bombenkrieg fielen die meisten Häuser in Schutt und Asche. Heute präsentiert sich der Griesenbruch mit dem Springerplatz als Viertel des Wiederaufbaus mit schlichter einteiliger Randbebauung.
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