Bochum. Ärger im Kleingärtnerverein „Ehrenfeld 08“: Bei den Bauarbeiten zum Springorum-Radweg wurde die Hecke und der Sichtschutz von Kleingärtner Bernhard Krüger und auch von anderen Gärtnern einfach abrasiert. Krüger spricht von „Abholzung nach Gutsherrenart“.
„Wir hatten unsere Idylle, das war einfach nur schön. Jetzt ist es grausam.“ Das sagte am Mittwoch Kleingärtner Bernhard Krüger, der seit zehn Jahren eine schön gepflegte Parzelle in Bochums ältester Kleingärtneranlage - der „KGV Ehrenfeld 08“ - am Waldring gepachtet hat. Am 19. August hatten Bauarbeiter sowohl seine mannshohe Efeu-Hecke als auch seinen Sichtschutzzaun abrasiert beziehungsweise niedergeflext und stattdessen einen Stahlmattenzaun in die Erde betoniert. Sie taten dies für den Bau des Springorum-Radweges, dessen zweiter Bauabschnitt zurzeit im Gange ist und dabei auch die Kleingärten zwischen Wasserstraße und Waldring passiert.
Dadurch hat der 65-Jährige jetzt keinerlei Sichtschutz mehr, so dass - wenn die Springorum-Route 2014 fertig ist - alle vorbeifahrenden Radler und Fußgänger unmittelbar in seinen Garten und auf seine Terrasse blicken können. Denn Krügers gut 200 Quadratmeter große Garten liegt nicht nur direkt neben, sondern auch ein, zwei Meter unterhalb der neuen Fahrrad-Trasse. Die Vorbeiziehenden können ihm auf der ganzen Gartenlänge (30 Meter) genau auf den Teller gucken.
Auch benachbarte Parzellen-Pächter sind von der Kahlschlag-Aktion betroffen. Eine ältere Dame meinte gestern: „Ich bin schockiert.“ Sie überlege sich, ob sie den Garten nun abgebe.
Vorstand weist Vorwürfe zurück
Krüger versteht auch den Sinn des Kahlschlages nicht. Die früheren Hecken und der Sichtschutz hätten doch einfach stehen bleiben können, sie hätten dem neuen Stahlmattenzaun für die Begrenzung des Radweges doch überhaupt nicht im Wege gestanden. Außerdem irritiert ihn, dass seltsamerweise nur ein einziger Nachbar in der ganzen Parzellen-Reihe von der Hecken-Rasur verschont geblieben ist. Warum gerade er? Krüger spricht von einer „Abholzung nach Gutsherrenart“.
Verärgert zeigt er sich auch über einen – aus seiner Sicht - Mangel an Informationen seitens des KGV-Vorstandes. Er habe zu ungenau und zu spät über die Maßnahmen zum Springorum-Radweg aufgeklärt. Erst drei Tage vor dem Kahlschlag - und dies während er verreist gewesen sei - sei er per E-Mail darüber informiert worden.
Persönliches Gespräch angedacht
Der Vorsitzende des Vereins, Heinz-Joachim Salomon, weist die Vorwürfe mangelnder oder verspäteter Information zurück. Es habe im Verein im Juni eine Info-Versammlung zu dem Thema gegeben. Im Übrigen will er sich in der Zeitung nicht äußern und die Sache mit Krüger persönlich bereden.
Dieser weiß bisher noch nicht, wie es weitergehen soll. „Die Ruhe, die unsere Ecke hier ausgezeichnet hat, ist hier vorbei. Die Idylle ist total zerstört.“ Schritt für Schritt baut der Regionalverband Ruhr die Springorumtrasse von der Innenstadt über Weitmar bis Dahlhausen zu einem neun Kilometer langen Rad- und Wanderweg aus. Der aktuelle zweite Bauabschnitt geht von der Wiemelhauser Straße bis zur Franziskus-straße. Im Herbst 2015 soll alles befahrbar sein.