Bochum. Ein Rundgang durch und um die Jahrhunderthalle, die ab Freitag zum Schauplatz von mehreren Großproduktionen der Ruhrtriennale wird.

„Wir machen hier keine Architektur, wir machen Events, da geht am Veranstaltungstag um 20 Uhr die Tür auf“. Sagt Horst Mühlenberger, Technischer Leiter der Jahrhunderthalle, bei einer Pause im Pumpenhaus. Er wirkt ziemlich entspannt dafür, dass in seinem Beritt gleich fünf zum Teil logistisch und technisch höchst anspruchsvolle Produktionen der Ruhrtriennale gleichzeitig in den Endspurt gehen. „Das ist eine Montagehalle für Kunst. Bis auf das neue Parkhaus wird hier alles bespielt. Das dann bestimmt nächstes Jahr.“

Selten stand die Industriekathedrale im Westpark so im Fokus einer Ruhrtriennale-Spielzeit. Zu Beginn des Rundgangs fällt als erstes die siebeneinhalb Meter Hohe Tribüne vor dem Foyer auf. Sie gehört zu Mischa Kuballs Lichtinstallation „Agora / Arena“, mit der der Vorplatz bespielt wird. Der Düsseldorfer Medienkünstler setzt derzeit in abendlichen Lichtproben letzte Akzente.

"Ich halte das alles sehr einfach"

Diese Arbeit korrespondiert mit jener von Dan Perjovschi im Foyer. Der rumänische „Wanderarbeiter unter den Künstlern“, der auch schon groß im MoMA in New York präsentiert wurde, steht auf einem Hubsteiger und beschriftet, beziehungsweise bemalt die schwarze Wand mit Kreide: „Dictatorships don’t leak“, schreibt er. An anderer Stelle erinnert er die Leser daran, dass es ihre Steuern sind, die diese Kunst möglich macht. „Es ist ein großer schwieriger Raum“, sagt er zum Foyer. Ihm ist der Transit-Status wichtig. Zwischen dem Draußen und dem Drinnen des Spektakels.

Der humorvolle, lässige Weltkünstler lädt am Freitag zum Workshop, später dürfen dann alle Besucher zur Kreide greifen. Am Ende der Spielzeit wird das Kunstwerk dann weggewischt - „mit einem Ritual wie bei den Mönchen und dem Mandala vor zwei Jahren?“ - „Nein, so arbeite ich nicht, ich halte das alles sehr einfach“, sagt er. Dann hat er noch kurz Ärger mit ein paar Technikern, die den Hubwagen gerne hätten.

Gewaltiger Bühnenaufbau für Lachenmann-Oper

Nebenan in der Turbinenhalle herrscht gespenstische Atmosphäre. Ein Durchlauf von Rimini Protokolls „Situation Rooms“ läuft. Und es ist mucksmäuschenstill. Von außen ist in der Halle auch quasi nichts zu sehen. Der Besucher wird hier mit iPad und Kopfhörer einen Film durchleben. Zu sehen bisher: nichts. Ein Holodeck für das Theater.

In der großen Halle wird das Wort von der Montagehalle der Kunst aber zur Realität. Gewaltig der Bühnenaufbau für Robert Wilsons Einrichtung der Lachenmann-Oper „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“. Der amerikanische Theatermagier ist schon angekommen, auch Schauspielstar Angela Winkler, ein kleines Willkommensfest sei gefeiert worden, heißt es. Die Musiker der Produktion (Premiere: 14.9.), üben noch in Frankfurt. Die durch die Riesenhalle wabernden Klänge stammen von der Harry-Partch-Oper, die Intendant Heiner Goebbels in Halle 4 einstudiert. Oder sollte man sagen montiert?