Bochum. .

Von 1988 bis 1994 war Eberhard Kloke Generalmusikdirektor in Bochum. Ein durchaus umstrittener. Derzeit inszeniert er ein Mammutprojekt an der Philharmonie in Essen. Die WAZ sprach mit ihm über seine Bochumer Vergangenheit.

WAZ: Herr Kloke, die Jahrhunderthalle ist Spielort der Ruhrtriennale, Heiner Goebbels macht dort viel Avantgarde-Musik, waren Sie zu früh dran?

Eberhard Kloke: Wie Arnold Schönberg mal sagte: „Einer hat es sein müssen“. Im Nachhinein zeigt sich, wie wichtig das war. Die Eroberung der Jahrhunderthalle geschah damals gegen viele Widerstände. Ohne dieses Projekt wäre die Ruhrtriennale gar nicht entstanden.

Wie kam es, dass Sie die Jahrhunderthalle als Spielort entdeckten?

Bei einer Radtour. Ich traf dort einen Techniker, der versprach, mir die Halle zu zeigen. Das war 1990. Ich bestellte dann die Presse dazu. Außer vom Land NRW gab es zunächst nur Widrigkeiten und Widerstände.

Das Suchen nach einem solchen Spielort - war das der fehlenden Spielstätte geschuldet?

Ja, auch. Damals versuchte ich aus der Not eine Tugend zu machen. Wir klinkten uns bei verschiedensten Orten ein, kooperierten mit Theatern der Region, gingen auf viele Gastspielreisen. Das Land und der Bund haben diese Projekte immer massiv unterstützt. Die Stadt Bochum war ja damals schon mau.

Es heißt, das Publikum sei Ihnen damals nicht gefolgt?!

Das stimmt nicht. In der Jahrhunderthalle spielten wir gemeinsam mit dem Leipziger Gewandhausorchester am 20. April 1990 vor 2800 Zuhörern. Die Sonderkonzerte waren immer glänzend verkauft. Lediglich im Schauspielhaus brachen die Zuschauer weg. Da würde ich heute vieles anders machen.

So wie Steven Sloane, Ihr Nachfolger als GMD?

Steven Sloane hatte es einfacher. Die wesentlichen Schlachten waren da schon geschlagen. Sowohl verwaltungstechnisch als auch musikalisch. Der musikprogrammatische Umschwung hatte schon stattgefunden. Das ist unumstritten.

Wie stehen Sie zum Bau des Musikzentrums?

Für mich gehörten und gehören die Bochumer Symphoniker in die Jahrhunderthalle. Es geht um Identität. Einen weiteren austauschbaren Konzertsaal für konventionellen Gastierbetrieb braucht man nicht - zumal von außen her kulturpolitisch betrachtet.

Wann haben Sie die BoSy zuletzt gehört?

Vor gar nicht so langer Zeit, als sie in Toblach spielten, meinem langjährigen Urlaubsdomizil. Dort hat Mahler seine letzten Kompositionen geschrieben. Die BoSy spielten dort nahezu exakt jenes Programm, mit dem ich 1988 in Bochum begonnen habe: Mahlers Fünfte und Charles Ives. Interessant, oder?

In Essen machen Sie jetzt die spektakuläre Produktion „Ein Sommernachtstraum - Paradise Lost“, vier multimediale Stunden am 22. Juni. Kommen auch Bochumer?

Ja, einige. Einer spielt auch das Posthorn in den Mahlerliedern. „Hallo, ich bin das Posthorn und komme aus Bochum“, hat er gleich gesagt. Ansonsten ist der Abend glänzend besetzt (mit u.a. Markus Boysen) und fast ausverkauft.