Bochum.

Die Ruhrtriennale wirft ihre Schatten voraus: Gut fünf Wochen vor dem Start sind manche spektakuläre Aufführungen bereits stark gefragt. Etwa das Multiplayer-Video-Stück „Situation Rooms“ der Gruppe Rimini Protokoll, das in der Turbinenhalle für Verstörung sorgen wird.

Instrumente aus Glühbirnen

Grenzüberschreitende Kunst aus Theater, Musik und Tanz haben sich Goebbels und sein Kreativ-Team auf die Fahnen geschrieben. Eröffnet wird die Ruhrtriennale am 23. August in der Jahrhunderthalle mit der europäischen Erstaufführung des Werks „Delusion of the Fury“ des selten gespielten amerikanischen Komponisten Harry Partch (1901-1974). Für die Inszenierung von Goebbels werden von Partch eigens erfundene Instrumente etwa aus Glühbirnen nachgebaut.

Ebenfalls bereits im Fokus des Interesses steht das preisgekrönte Theaterkollektiv Rimini Protokoll, das auf frappierende Weise Performance und Installation verquickt. Für die Turbinenhalle im Westpark haben die Rimini Protokoll-Künstler gemeinsam mit Dominic Huber einen Parcours für jeweils 20 Zuschauer entwickelt, dessen sog. „Situation Rooms“ eine globalisierte Welt der Pistolen und Panzerfäuste, der Sturmgewehre und Drohnen, der Regierenden und Flüchtenden nachbauen.

Da treffen in einem Film-Set eine Führungskraft aus der Rüstungsindustrie, ein pakistanischer Anwalt von Opfern amerikanischer Drohnen-Anschläge, ein Arzt, der in Sierra Leone arbeitet, eine sudanesische Flüchtlingsfamilie und andere Protagonisten von den weltweiten Schauplätzen der Gewalt aufeinander. Die Zuschauer wandeln durch die Installation, entdecken einzeln und für sich dieses dichte Labyrinth.

Ausgerüstet mit mobilen Bildschirmen und Kopfhörern, schlüpfen sie quasi in die Haut der Protagonisten und werden dabei selbst zu Verfolgern oder Verfolgten. Ein beklemmendes Erlebnis.

„Wir wollen die Zuschauer ins Zentrum rücken, nicht von der Bühne herunterspielen“, betont Heiner Goebbels, der die Ruhrtriennale bis 2014 leiten wird. Im letzten Jahr gelang ihm ein Auftakt nach Maß: Im ersten Jahr unter seiner Leitung hatte das experimentelle Kunst-Festival 50 000 Besucher angelockt.