Bochum. Stadtteilpate Wilhelm Börnig erinnert sich in „seinem“ Hiltrop an unbeschwerte Kinderjahre in der Natur. Bis heute genießt er die Ruhe und das Grün am Rande der Stadt.
Mitten im Grünen ist Wilhelm Börnig im Bochumer Norden aufgewachsen. Von seinem Elternhaus Am Krähennocken, wo der einstige Kotten einem gepflegten, weitläufigen Garten gewichen ist, konnte er als Kind geradewegs in den Volkspark spazieren.
Im Winter ging es noch schneller: „Mit dem Schlitten konnten wir von hier oben direkt in den Park rutschen“, erinnert sich Börnig heute an unbeschwerte Kindertage. Auch das Adrenalin kam bei den Jungen nicht zu kurz: „Die Rodelstrecke nannten wir früher Todesbahn.“
Ein paar Mal sei es vorgekommen, dass man von einem der dicken Bäume auf halber Strecke unsanft abgebremst wurde, sagt Börnig. Heute genießt er nach wie vor das Grün vor der Haustür, wenngleich der Weg in den Park mit den Jahren länger wurde: Dicht gereihte Einfamilienhäuser säumen heute die Straßenseite am Hang oberhalb des Volksparks.
Unglück Zeche Lothringen
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Rund um Börnigs Elternhaus war der Krähennocken zerbombt
1943 waren viele Häuser Am Krähennocken zerstört worden. „Nach dem Pfingstangriff war außer unserem Haus hier alles zerbombt“, so Börnig. Es folgten Jahre, in denen der junge „Willi“ Börnig das einzige Kind auf seiner Straße war. Das letzte Stück des Heimwegs von der Schule im Ortskern musste er allein zurücklegen, die Tage verbrachte er meist bei Freunden an der Karl-Ernst Straße, erzählt er.
Trotz der dichteren Bebauung ist es hier bis heute ruhig geblieben, abseits des Lärms der vielbefahrenen Straßen kann man ungestört spazieren. Bergab, in den Park hinein läuft man in Richtung eines kleinen Teichs, auf dem Gänse schwimmen. Über eine hölzerne Brücke, die den Weg über einen in diesen Tagen schmalen Bach ebnet, kommt man auf die andere Seite des Parks. Rechts herum käme man bald zum Gysenbergpark, erklärt Börnig, der von den vielen grünen Spazierwegen in seiner Nachbarschaft schwärmt.
Wir aber gehen links, um in „seinem“ Stadtteil zu bleiben, und stapfen bergauf durch dichten Wald Auf dem Hundell entlang. „Der Name Hiltrop“, weiß Börnig bei dieser Gelegenheit zu berichten, „geht auf eine Hügellandschaft zurück.“ So habe es zumindest der Historiker und Philologe Franz Darpe erklärt. Börnig kennt sich mit der Geschichte seines Stadtteils aus: Er hat an einem Buch mitgearbeitet, das im Auftrag des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Hiltrop den Stadtteil im Wandel illustriert.
Bochum aus der Luft
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Einzelne Zeugen der Kohleindustrie und der Landwirtschaft sind geblieben
Am höchsten Punkt des Ortsteils, auf einem Wall an der Kreuzung der Frauenlobstraße mit der Wiescherstraße, die hier in die Dietrich-Benking Straße übergeht, erhebt sich die evangelische Erlöserkirche. Am Fuße der Kirche ist man im Kern des Ortsteils angekommen.
Das Wirtshaus „Rubbert“ ist als einziger Zeuge der prosperierenden Arbeiterregion von einst geblieben. „Vor dem Zechensterben gab es in Hiltrop 17 Gastwirte. Einer ist geblieben“, sagt Wilhelm Börnig. Schon als Kind kam er täglich zur Frauenlobstraße, um hier die Schule zu besuchen, die, ein Stück die Straße ´rauf, neben der Kirche liegt. Bis heute ist er vor allem in der Kirchengemeinde aktiv.
Hinter der Erlöserkirche kommen wir an dem Bauernhof Schulte-Hiltrop vorbei. Das alte Gemäuer und die Kornfelder gegenüber bewahren noch ein bisschen Landwirtschaft im Erscheinungsbild Hiltrops. Doch wie andernorts sind die meisten Felder der Industrie gewichen. In Sichtweite liegt jetzt auch der gelb-orangene Turm des Heizkraftwerks, der Hiltrop von Aussichtspunkten wie dem Tippelsberg aus der Ferne erkennen lässt. Für Wilhelm Börnig gehört das alles auf die eine oder andere Art zu seiner „Heimat“, wie er in wenigen Worten klarmacht: „Ich lieb´ das hier.“
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