Bochum. .

Nach fünf Jahren macht das Bochumer Tiefbauamt erneut Inventur: zum Wert und zum Zustand der rund 950 Kilometer Straßen, die im Zuständigkeitsbereich der Stadt liegen - und über alle Schlaglöcher. 216.000 Euro kostet die Erfassung, die von der Firma Siemens geleistet wird und die im Frühjahr 2014 ausgewertet sein soll. Das Ziel ist auch, eine Prioritätenliste zu erstellen, um den optimalen Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel für die Reparatur von Straßenschäden zu ermöglichen.

Optimierte Verwaltung eines Mangels

Dass diese Prioritätenliste am Ende nur die optimierte Verwaltung des Mangels sein kann, verschwieg Uwe Seidel, Leiter des Tiefbauamts, am Donnerstag beim Ortstermin an der Baarestraße nicht. Experten gehen davon aus, dass in Bochum rund 12 Mio Euro pro Jahr nötig wären, um die Substanz einwandfreier Straßen zu erhalten. Abgeschrieben für Abnutzung werden rund 25 Mio Euro im Jahr. Das bedeutet, dass die Vermögenssubstanz kontinuierlich sinkt. Effektiv investiert wird weit weniger als notwendig: 2012 waren es rund 2 Mio Euro für Reparaturen.

„Nach drei harten Wintern spiegeln die Daten der fünf Jahre zurückliegenden Erhebung nicht mehr die realen Zustände“, so Seidel. 2008 hatte ein Ingenieurbüro die erste Straßenzustandserfassung händisch auf Formblättern geleistet und so die Grundlage für die digitale Erfassung im Tiefbauamt geliefert. Nun sind in den kommenden Monaten sieben Teams (15 Beschäftigte) mit je einem tragbaren Computer unterwegs, um in mühseliger Kleinarbeit alle Schäden auf Straßen, Radwegen und Bürgersteigen und auch Veränderungen zu erfassen. „Wir möchten die Erhebung Ende 2013 abgeschlossen haben“, so Susanne Düwel, stellv. Leiterin im Tiefbauamt.

Jeder Riss wird erfasst

Jeder Riss, jedes Schlagloch, jede Aufwölbung von Gehwegplatten, jede Raseninsel am Asphaltrand werden vom Straßenbegeher vermerkt. Er malt die aktuellen Daten - mit Länge, Breite, Höhe oder Ausdehnung - mit einem PC-Stift in die vorliegende, bereist sehr detailreiche Straßengrundkarte ein, für die 2008 mit dem Start der Straßen-Inventur der Grundstein gelegt wurde. Wenn es Veränderungen im Straßenquerschnitt gibt, werden diese vermerkt. In regelmäßigen Abständen werden Fotos von den Straßen gemacht. Zwischen den Teams ist ein regelmäßiger Datenabgleich geplant.

Die Arbeit ist mühsam. Etwa zwei Kilometer Straße könne ein Zweier-Team durchschnittlich pro Tag erfassen, schätzt Carlos dos Santos von der Siemens AG. Wenn es schneit oder Laub den freien Blick behindert, kann nicht gearbeitet werden. Die Erfasser seien zeitlich flexibel: Früh morgens, spät abends und auch an Samstagen und Sonntagen machen sie sich auf den Weg.

Gut angelegtes Geld

Obwohl sein Amt „einen sehr guten Überblick“ dank der Unterhaltungs-Ingenieure in den Stadtbezirken habe, sei die Arbeit des externen Dienstleisters „sehr gut angelegtes Geld“, so Amtsleiter Seidel. Möglicherweise subjektive Bewertungen über die Dramatik von Straßenschäden in den Bezirken würden durch eine durchgehend gleichbleibende Erfassung und Bewertung über die ganze Stadt hinweg ersetzt.