Bochum. . Noch herrscht bei den Rettern keine Not. Doch die Feuerwehr bereitet sich darauf vor, in den nächsten Jahren weniger ehrenamtliche Helfer zu gewinnen. Eine Kinderfeuerwehr soll dem Nachwuchsmangel vorbeugen. Auch zusätzliche finanzielle Anreize könnten den Löschzügen neue Kameraden bescheren.

400 freiwillige Blauröcke sind in den 14 Bochumer Löschzügen aktiv. „Der Brandschutz ist damit stadtweit gesichert“, betont Feuerwehrchef Dr. Dirk Hagebölling im WAZ-Gespräch, erkennt aber zugleich: „Es wird immer schwieriger, junge Leute dauerhaft an uns zu binden. Hauptgründe sind die demografische Entwicklung und der Arbeitsmarkt, der gerade von Berufsanfängern ein hohes Maß an Flexibilität verlangt. Die Folge: Viele junge Erwachsene wandern ab“, weiß Hagebölling.

Umso wichtiger sei es, schon Kinder und Jugendliche für den Dienst an Schlauch und Spritze zu begeistern. Das gelingt in den Jugendfeuerwehren mit derzeit 80 Jungen und Mädchen ab elf Jahren. „Stiepel, Querenburg, Günnigfeld: 40 Prozent der Jugendlichen wechseln in den regulären Feuerwehrdienst“, berichtet Hagebölling.

Pläne liegen in der Schublade

Künftig sollen schon Jungen und Mädchen ab sechs Jahren zur Feuerwehr kommen. Die Poster sind schon gedruckt, die Pläne liegen längst in unserer Schublade. Sie sehen vor, in den Stadtbezirken drei Gruppen mit jeweils 20 Kindern zu gründen, die spielerisch an die Aufgaben der Feuerwehr herangeführt werden. „Pädagogik-Studentinnen der Ruhr-Uni haben sich bereit erklärt, die Kinder zu betreuen“, so der Feuerwehrchef.

Allein: Für die „Löschzwerge“ fehlt noch die gesetzliche Grundlage. Der Versicherungsschutz im Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetz greift erst für Helfer ab dem elften Lebensjahr. Die Grundschüler müssten privat versichert werden. „Das kann eine finanzschwache Kommune wie Bochum nicht bezahlen. Und die Eltern kann man ja wohl kaum zur Kasse bitten.“ Eine Erweiterung des Landesgesetzes sei aber in Vorbereitung. Hagebölling: „Ich rechne damit, dass wir die Kinderfeuerwehr 2014 einrichten können. Wir sind startklar.“

"Rentenansprüche sollten möglich sein"

Erforderlich seien auch zusätzliche Anreize für den Feuerwehrdienst. Hagebölling nennt zwei Beispiele: „Es wäre sinnvoll, dass freiwillige Feuerwehrleute, die sich um eine Stelle im kommunalen Dienst bewerben, bevorzugt berücksichtigt werden. Das würde auch den Lohnersatz bei Einsätzen erleichtern.“ Und: „Es sollte möglich sein, für eine Mitgliedschaft ab zehn Jahren Rentenansprüche zu erwerben“: als Anerkennung und Stärkung des Ehrenamtes.

Freiwillige Feuerwehrleute in Bochum können bislang nur einen Vorteil in Anspruch nehmen: Gegen Vorlage ihres Dienstausweises erhalten sie freien Eintritt in den städtischen Bädern. Wie das Ehrenamt in den Feuerwehren zusätzlich und langfristig gestärkt werden kann, soll eine Projektgruppe herausfinden. Sie ging am Mittwoch auf Initiative von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) in Herne offiziell an den Start.