Bochum. 1907 entstand im Ehrenfeld ein Varieté-Theater. Wenig später wurde das Gebäude komplett umgebaut: die Geburtsstunde des Bochumer Theaters.

Das Schauspielhaus in Bochum machte einige Wandlungen durch: Bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg übte das Schauspielhaus erstmal seine Rolle als Varieté- und als Sprechtheaterbühne aus. Erst nach seinem Wiederaufbau ist das Theater zu dem geworden, das wir heute kennen.

Das Schauspielhaus ist eines der vorzeigbarsten Bochumer Beispiele für die Architektur der Wiederaufbaujahre. Dabei handelt es sich bei der 1953 eingeweihten Theaterburg an der Königsallee bereits um das zweite, genauer gesagt: sogar um das dritte Stadttheater. Die Geschichte der Bochumer Bühne geht bis auf die Erschließung des Ehrenfeldes Anfang des 20. Jahrhunderts zurück.

Das ländliche Ehrenfeld wurde zu einem Wohnquartier

Das ländliche Ehrenfeld wurde ab 1907 von dem Bauunternehmer Clemens Erlemann zu einem großstädtischen Wohnquartier entwickelt. Die repräsentative Bebauung sah - an derselben Stelle, an der heute das Schauspielhaus steht -, auch ein Varieté-Theater namens „Orpheum“ vor.

Zur Finanzierung wurde die Apollo Theater-AG gegründet, doch nach der Eröffnung der mit 2000 Zuschauerplätzen damals größten Bühne im Ruhrgebiet 1908 stellte sich heraus, dass das Varieté-Konzept nicht trug.

Erstklassiger Ruf als Shakespeare-Bühne

Kein Jahr später musste Erlemann das Theater schon wieder schließen; 1912 begann er auf eigene Kosten mit dem Umbau von einer Varieté- zu einer Sprechtheaterbühne. Aus dem wuchtigen Jugendstilgebäude wurde ein nicht minder wuchtiger Theaterkoloss mit neo-klassizistischer Fassade.

Als Erlemann 1912 in Konkurs ging, übernahm die Stadt das Haus und ließ es bis 1915 auch im Innern komplett umbauen. Damit schlug genau genommen die Geburtsstunde des Bochumer Theaters – mitten im Ersten Weltkrieg.

Der würdevolle Bau hatte seit den 1920er Jahren unter der Leitung von Saladin Schmitts eine erste künstlerische Blüte. Schmitt amtierte von 1919 bis 1949 (!) und verschaffte dem Haus einen erstklassigen Ruf als Shakespeare-Bühne. Seine werkgetreuen Inszenierungen deutscher Klassiker sind als „Bochumer Stil“ in die Theatergeschichte eingegangen.

Amphitheater als Vorbild

Von dem ersten Bochumer Theater ist außer einer Handvoll alter Fotos nichts geblieben; bei dem großen Luftangriff am 4. November 1944 war auch das Theater größtenteils zerstört worden. Der Wiederaufbau nach dem Krieg als „Schauspielhaus Bochum“ war seinerzeit ein vorrangiges städtebauliches Vorhaben und wurde 1953 viel beachtet beendet.

Architekt Gerhard Graubner konzipierte den Zuschauerraum nach dem Vorbild der Amphitheater. Erstmals in einem deutschen Theater wurde der Eiserne Vorhang vor der Vorbühne angeordnet. Dadurch konnte der vordere Bühnenbereich, der bislang aus feuerpolizeilichen Gründen nicht dekoriert werden durfte, bespielt werden. Das Spielgeschehen rückte so noch näher an die Zuschauer heran.