Bochum. . Derzeit betreut sie einen Wachkoma-Patienten in Düsseldorf. Finger, Hände, Schultern, Hüften, Beine: 30 Minuten täglich wird die Muskulatur stimuliert. Eine harte Arbeit. Körperlich anstrengend. Seelisch belastend. „Man sieht die alten Fotos des Menschen, die Familie und denkt: ,Ganz schön krass’“, sagt Marie-Christine Müller. Ihr Traumjob ist es dennoch: „Ich freue mich jeden Tag darauf.“

Seit dem Wintersemester 2012 studiert die 20-Jährige Physiotherapie an der Hochschule für Gesundheit (HSG). Unter 700 Bewerbungen ergatterte die Göttingerin einen der 50 Studienplätze. Als Jugendliche hatte ihr eine Wirbelsäulenverkrümmung Rückenschmerzen bereitet. Schon als junge Patientin fand sie „spannend, was man mit Bewegung und Therapie erreicht“. Der Berufswunsch zeichnete sich frühzeitig ab.

„Es war die richtige Wahl“, sagte Marie-Christine Müller, als sie die WAZ im März zum Auftakt der neuen Serie besuchte. „Das ist noch immer so“, lacht die hübsche HSG-Studentin, als sie der WAZ jetzt ihr zweites Interview gibt. Privat hat sich nichts geändert. Nach wie vor wohnt sie mit einer Freundin aus Göttingen, die in Essen studiert, in einer WG in Steele. Nach wie vor fährt sie einmal im Monat heim. Nach wie vor kommt sie mit den Ruhris prima klar.

Praktikum einmal pro Woche

Derweil steigt im Studium der Praxis-Anteil. Und das ist auch gut so. Bei aller Theorie und den Übungen mit Kommilitonen im so genannten SkillsLab finde sie „den direkten Umgang mit echten Patienten extrem wichtig“, sagt die Niedersächsin. Das Bachelor-Studium bietet dazu mit 1600 Praktikumsstunden reichlich Gelegenheit. Dabei kooperiert die Hochschule mit 40 Kliniken, Praxen und Dienstleistern in NRW, in Bochum u.a. mit dem Bergmannsheil, Marien-Hospital und Reha Pro Med.

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In den beiden ersten Semester schwärmen die Physios einmal pro Woche aus (ab dem dritten Semester sind es Blöcke von vier bis elf Wochen). Marie-Christine Müller arbeitet mittwochs in einer Praxis in Ratingen. Schonung wird nicht gewährt. Mit erfahrenen Kollegen betreut sie Schlaganfall-Patienten und – wie derzeit in Düsseldorf – Wachkoma-Patienten. Spätestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen. „Die Quote der Studienabbrecher liegt bei uns bei 20 Prozent“, sagt Prof. Dr. Christian Grüneberg, Leiter des Studienbereichs Physiotherapie und Dekan der HSG.

Die Gefahr, dass Marie-Christine Müller dazu gehört, ist gering. Für Teil 3 der Serie wird die WAZ sie im Herbst wieder besuchen. Diesmal direkt an ihrem Praktikumsplatz.