Bochum. . Ein Leiden als Glücksfall? Bei Marie-Christine Müller ist das kein Widerspruch. Als Jugendliche bereitete ihr eine Wirbelsäulenverkrümmung Rückenschmerzen. Physiotherapie verschaffte Linderung – und weckte das Interesse an einem „unglaublich spannenden Beruf“, den die 20-Jährige nun an der Hochschule für Gesundheit in Theorie und Praxis erlernt.

Neben Ergotherapie, Hebammenkunde, Logopädie und Pflege ist die Physiotherapie seit dem Start des Studienbetriebs 2010 einer der bundesweit begehrten Bachelor-Studiengänge an der HSG. 539 Bewerbungen gingen zum Wintersemester 2012 ein. Marie-Christine Müller ergatterte einen der 57 Studienplätze. Der Numerus clausus liegt bei 1,7 bis 1,9. Der Abi-Schnitt von Marie-Christine daheim in Göttingen: 1,4.

„Schon als junge Patientin fand ich es spannend, was man mit Bewegung und Therapie erreichen kann“, berichtet die Niedersächsin. Ein Bekannter arbeitet als Krankengymnast. „Er machte mich darauf aufmerksam, dass es in Bochum eine neue Hochschule für medizinische Berufe gibt. Von da an war klar: Da will ich hin“, schildert Marie-Christine Müller.

Eine Bude mit der besten Freundin

Nach dem Abitur absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kindergarten und Praktika in einer Physio-Praxis und einem Krankenhaus. Im Sommer 2012 bewarb sie sich an der HSG. Wenige Wochen später erreichte sie eine SMS von Mama: „Geschafft: Du bist angenommen!“

Im September startete das Wintersemester. Wieder stand der Zufall Pate. Ihre beste Freundin begann gleichzeitig ein Studium in Essen. Gemeinsam suchten sie eine Bude – und wurden mittig zwischen beiden Städten fündig. In Steele fühlen sich die Göttingen-Girls auf 66 Quadratmetern wohl – und trösteten sich in den ersten Monaten über einige Heimweh-Attacken hinweg. „Es war Zeit auszuziehen. Einmal im Monat fahre ich heim. Aber ab und zu ist doch der Gedanke da: Jetzt wäre es schon schön, zuhause zu sein...“

"Es war die richtige Wahl"

Das Heimweh schwindet. Längst hat Marie-Christine an der HSG neue Freundschaften geschlossen, ist ab und zu im Bermuda-Dreieck unterwegs, wo das Riff zu ihren Favoriten gehört. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt sie. „Ich bin in Dinslaken geboren. Mag sein, dass ich deshalb mit der Mentalität der Menschen im Ruhrgebiet so gut klarkomme.“

Freude bereitet ihr auch das Studium. „Nach einem halben Jahr bin ich mir sicher: Es war die richtige Wahl.“ Besonders angetan ist sie vom Praktikum in einer Essener Klinik. Aber davon erzählt Marie-Christine in der zweiten Folge der WAZ-Serie im Juni.

Die WAZ wird Marie-Christine Müller bis 2015 begleiten. Die Physiotherapie-Studentin gibt damit sowohl der Hochschule für Gesundheit als auch dem Gesundheitscampus ein Gesicht. Mitte 2014 wechselt die HSG in den Campus-Neubau in Querenburg. Für Marie-Christine beginnt dann das fünfte Semester.