Bochum. . An der Gesundheit gesunden: Nicht erst seit der Verschärfung der Opel-Krise setzt Bochum auf die Gesundheitswirtschaft. Einer der größten Pharma- und Medizintechnikkonzerne ist fortan in Bochum-Querenburg präsent: Die B. Braun AG eröffnete im Biomedizinpark eine Niederlassung der Aesculap-Akademie.

46.500 Mitarbeiter in 58 Ländern, 5 Milliarden Euro Jahresumsatz: Das Familienunternehmen B. Braun, beheimatet im nordhessischen Melsungen, zählt in der Medizin zu den Global Playern.

Das gilt auch für die Aesculap-Akademie. 1995 gegründet, unterhält die Braun-Tochter weltweit 40 Schulungszentren für Ärzte, OP- und Pflegepersonal und Klinikmanager: in Deutschland am Sitz im schwäbischen Tuttlingen und in Berlin.

Operationen werden simuliert

Seit Montag bietet Aesculap die Weiterbildungen auch im Westen der Republik an. B. Braun-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Heinz-Walter Große reiste eigens nach Bochum, um am Vormittag mit 140 Gästen (darunter Gesundheitsministerin Barbara Steffens und OB Ottilie Scholz) die dritte deutsche Aesculap-Akademie einzuweihen.

10 Mio. Euro investierten die Schwaben in den futuristisch anmutenden, von lichtdurchfluteter Architektur geprägten Neubau. Auf 2500 Quadratmeter finden sich auf zwei Etagen Workshop- und Seminarräume, ein Ausstellungs- und Beratungszentrum und ein „Expertisum“ zum Thema Medizintechnik. In „SkillLaps“ werden komplette Operationen simuliert.

Bedarf an medizinischer Weiterbildung ist groß

Zehn Arbeitsplätze entstehen. Für jeden Kurs werden mindestens drei Dozenten verpflichtet. Der erste Lehrgang („Unfallchirurgische Standardzugänge“) startet am morgigen Mittwoch. Bis Jahresende sind in Querenburg 30 Seminare mit 1000 Teilnehmern vorgesehen.

Der Biomedizinpark unmittelbar neben der Ruhr-Uni und dem Gesundheitscampus biete für die Akademie die idealen Voraussetzungen, betont Aesculap-Chef Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel. Er erwartet Ärzte und Pfleger aus ganz NRW sowie den Benelux-Ländern. Der Bedarf an medizinischer Weiterbildung sei riesig, so Knaebel.

Aesculap bleibt optimistisch

Ob Aesculap einen Großteil der jährlich erhofften 5000 Teilnehmer in Bochum akquirieren kann, erscheint indes fraglich. Die meisten Krankenhäuser haben eigene Fortbildungseinrichtungen. So auch das Klinikum Bochum, das in seinem „Bildungsinstitut für Berufe im Gesundheitswesen“ (BIGEST) jährlich 2000 Mitarbeiter schult. „In unserem Haus, aber auch in den anderen Bochumer Kliniken sehe ich keinen Bedarf für zusätzliche Angebote“, so Leiterin Margret Koert.

Aesculap bleibt optimistisch. Das Nachbargrundstück ist bereits erworben. Für weitere 6,5 Mio. Euro sollen hier zusätzliche Seminarräume und ein Hörsaal entstehen.

Fortschritte per Webcam verfolgen

Neben der Aesculap-Akademie haben sich zwei weitere Investoren im Biomedizinpark in Querenburg niedergelassen.

Das „Zentrum für Naturmedizin in Forschung und Praxis“ von Dr. Isabell Hoffmann-Klose und Dr. Joachim Klose hat bereits den Betrieb aufgenommen.

Im Juli will der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten (IFK) sein „Kompetenzzentrum für Gesundheitsfachberufe“ offiziell eröffnen.

Welche Fortschritte der Bau der Hochschule für Gesundheit macht, kann tagesaktuell per Webcam im Internet verfolgt werden. Die Adresse: http://bld.mx-cloud.com/webcam/current.jpg