Bochum. . Der Kampf der Anwohner gegen das „Campus Quartier Lennershof“ geht weiter. Der Stadtentwicklungsausschuss vertagte am Mittwoch das Thema erneut. Gleichzeitig kritisierten Anwohner das Verkehrsgutachten.

Der Kampf der Anwohner gegen das „Campus Quartier Lennershof“ in Querenburg entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte. Der Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur- und Stadtentwicklung (WIST) vertagte am Mittwoch die Auslegung des Bebauungsplanes 895 erneut. Ursache war ein dickes Paket an Unterlagen, das der Politik von der Verwaltung erst nach Pfingsten zugestellt worden war.

„Wir sehen uns heute nicht in der Lage, ein positives Votum abzugeben“, begründete Lothar Gräfingholt (CDU) gestern Nachmittag den Antrag seiner Partei, das Thema von der Tagesordnung zu nehmen. Aber noch während Anwohner auf der Tribüne im Ratssaal den neuerlichen Zeitgewinn als Teilerfolg verbuchten, sorgte Martina Schmück-Glock für Ernüchterung: Die rot-grüne Koalition werde das Projekt ungeachtet der Anwohner-Proteste auf den Weg bringen, sagte die SPD-Politikerin. „Das Gesamtkonzept ist schlüssig.“

Büros und Gewerbegebiete im Umfeld von Uni und Hochschule

Wie berichtet, soll die Lennershofsiedlung umgestaltet werden. Alte Wohngebäude aus den 1950er und 1960er Jahren sollen dazu abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden. Stadt und VBW Wohnen und Bauen arbeiten eng zusammen und erhalten dafür Mittel aus dem Programm „Stadtumbau West“. Entstehen sollen aber nicht nur neue Wohnungen, sondern auch Büros und Gewerbebetriebe im direkten Umfeld von Ruhr-Universität und Hochschule Bochum.

Die Anwohner fürchten indes eine massive Verdichtung der Bebauung, ein zu hohes Verkehrsaufkommen inklusive Parkchaos und einen Kahlschlag des 50 bis 60 Jahre alten Baumbestandes. Der Stadt verwaltung werfen sie vor, Fakten zu schönen.

Kerstin Horst attestiert "schwere Mängel"

„Schwere Mängel“ attestiert beispielsweise Kerstin Horst in einer E-Mail an die WAZ dem jüngsten Verkehrsgutachten der Stadt. Laut Zählung seien auf der Lennershofstraße 1900 Fahrzeuge pro Woche gemessen worden, im Ergebnis sei die Belastung aber mit 1900 pro Tag angegeben worden. Die prognostizierte zusätzliche Belastung von 500 Fahrzeugen pro Tag bedeute daher eine Verdreifachung des Verkehrs und nicht wie von der Stadt behauptet „keine wesentliche Verschlechterung“.

Sascha Merz (Freie Bürger) forderte die Koalition am Mittwoch auf, noch einmal nachzudenken und den Bürgerwillen zu akzeptieren – und nicht den der VBW. „Sie können die VBW leiten und nicht die VBW die Stadt“. Gabriela Schäfer (SPD) wies das zurück: „Man mag mit der VBW an dieser Stelle nicht einverstanden sein, aber die VBW agiert und engagiert sich in unserer Stadt enorm. Ich erinnere nur an die Hustadt.“