Bochum. Eine Mieterin in einem Sechs-Parteien-Haus in Bochum muss seit zehn Tagen Wasser in der Badewanne und in PET-Flaschen horten, weil die Stadtwerke die Leitungen gekappt haben. Auch Strom und Fernwärme wurden abgeschaltet. Dabei hat sie, wie sie versichert, alle Nebenkosten bezahlt. Die zuständige Hausverwaltung reagiert aber nicht.
Wenn Sylvia Maaßen (45) duschen möchte, muss sie in die Wohnung einer Freundin in der Nähe gehen. Wenn sie Kaffee kochen oder Geschirr spülen möchte, muss sie zu einer der vielen PET-Flasche greifen, die sie mit Leitungswasser gefüllt hat, das sie zuvor ebenfalls bei der Freundin geholt hat. Und wenn Silvia Maaßen die Toilette im Bad benutzen möchte, muss sie einen Eimer Wasser aus ihrer Badewanne bereithalten - dort hat sie ebenfalls ein Wasserreservoir angelegt. „Das ist wirklich der Hammer“, sagt sie.
Unbekannter manipulierte an der Wasserzufuhr
Seit zehn Tagen herrscht Notstand in dem Sechs-Parteien-Haus an der Sollingstraße, einer schönen Wohngegend in Bochum-Hiltrop. Damals hatten die Stadtwerke die Frischwasserleitung fürs ganze Haus gekappt. Ein Unbekannter hatte an der Wasserzufuhr im Keller manipuliert - und 800 Kubikmeter entnommen. Heimlich. Die Lieferung der Fernwärme wurde bereits ein paar Tage vorher eingestellt. „Leider müssen wir Ihnen die unerfreuliche Mitteilung machen“ - so heißt es in einem Schreiben der Stadtwerke - dass die Wohnungseigentümergemeinschaft „ihren Verpflichtungen seit längerer Zeit nicht mehr nachgekommen ist“.
Der Strom im Hausflur wurde bereits viel früher abgestellt, so dass Mieter zu Teelichtern und einer Batterie-Lampe griffen. „Man muss ja Angst haben, sich die Knochen zu brechen“, sagt Sylvia Maaßen, die in der Pflege berufstätig ist und zu Hause mit einer Tochter und drei Hunden lebt. Mangels Strom funktioniert auch die Klingel nicht mehr.
Warum wurde das Geld nicht an die Stadtwerke weitergeleitet?
Sie beteuert aber, das Geld für die Nebenkosten bis einschließlich April immer pünktlich überwiesen zu haben. Nun fragt sie sich: Warum wurde das Geld nicht an die Stadtwerke weitergeleitet?
Die Wohnungen haben mehrere Eigentümer. Sylvia Maaßen kennt sie nicht, weil alles, auch der Mietvertrag, über eine Hausverwaltung aus Marl abgewickelt wurde. Doch diese Firma kann sie seit Monaten nicht mehr erreichen, wie sie sagt. Auch die WAZ konnte keinen Kontakt herstellen. Und auch der Eigentümer zweier anderer Wohnungen im Haus bleibt dabei seit Wochen erfolglos. Sylvia Maaßen zahlt wegen des Ärgers jetzt keine Miete mehr. In ihrer eigenen Wohnung gibt es nur deshalb Strom, weil sie direkt mit den Stadtwerken abrechnet.
„Ich will meine Ruhe. Ich will Wasser“
Das Wasser in ihrer Badewanne ist jetzt schon zehn Tage alt und wird immer knapper. Unmittelbar vor dem Kappen der Wasserleitung konnte sie die Wanne noch volllaufen lassen. Wie wichtig das war, zeigt eine Zeugenaussage: Ein Hausbewohner soll den angrenzenden Wald als Toilette benutzt haben.
Die 45-Jährige will jetzt ausziehen, auch wenn ihr das schwer fällt, weil sie in der Siedlung viele Kontakte gewonnen hat. „Ich will meine Ruhe. Ich will Wasser“, sagt sie.