Bochum. .

Richtig überrascht war am Mittwoch kaum einer der Bochumer Opelaner. Der Opel-Aufsichtsrat in Rüsselsheim nickte die Vorgabe der Vorstands ab, der plant, die Fahrzeugproduktion (Zafira) in Bochum Ende 2014 enden zu lassen.

Manfred Gellrich, Opel-Werksleiter in Bochum, schickte flugs eine Mitarbeiterinformation in Umlauf. Man werde die „erforderlichen Maßnahmen zur Kapazitätsanpassung des Bochumer Werkes und des Auslaufs der Fahrzeugfertigung zum Jahresende 2014 mit dem Betriebsrat verhandeln“. Gleichzeitig erklärte Gellrich: „Heute ist noch keine Entscheidung getroffen worden, wo der Zafira Tourer ab 2015 gebaut wird“.

Rainer Einenkel, Betriebsratsvorsitzender, wies gestern erneut Meinungen zurück, er habe zu hoch gepokert und verloren. In einem Radio-Interview im Deutschlandfunk erklärte er: „Wir hatten nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.“ Nach wie vor setze er auf die ökonomische Vernunft und hoffe, dass der gestern vom Aufsichtsrat abgenickte Vorstandsplan zur Schließung Ende 2014 „nicht umgesetzt“ wird.

Belegschaft kämpft weiter

Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz zeigte sich am Mittwoch „sehr enttäuscht: Diese Entscheidung bedeutet den Verlust von mehreren tausend Arbeitsplätzen – ein schwerer Schlag für die Beschäftigten und ihre Familien. In Bochum und in der ganzen Region.“ Mit großem Bedauern stellte Scholz fest, „dass es auf Seiten des Vorstandes von Opel keine Bereitschaft gibt, mit den Beschäftigten vor Ort weiter zu sprechen“. Wie die Opel-Belegschaft in Bochum reagiert, auf die nicht wirklich überraschende Zustimmung des Opel-Aufsichtsrat zum Aus der Fahrzeugproduktion Ende 2014, blieb gestern offen. Sicher ist: Sie gibt sich selbst noch nicht auf.

Man muss gespannt darauf sein, ob der Appell von Betriebsratschef Rainer Einenkel an die Solidarität der Opelaner an anderen Standorten bewirkt, dass diese nicht die Zafira-Produktion ab 2015 übernehmen wollen. Der Betriebsrat werde am Freitag, so Einenkel zur WAZ, Juristen beauftragen, das Aus rechtlich überprüfen zu lassen. Und er würde sich freuen, wenn es zu Gesprächen mit der Geschäftsleitung komme.

„Ruhrgebiet braucht Opel“

Am Dienstag nächster Woche will Einenkel mit OB Scholz, Wirtschaftsminister Garrelt Duin und IHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Diegel die Lage sondieren. Das passt zu den sich verstärkenden Stimmen, die Fortschritte für die „Bochum Perspektive 2022“ anmahnen. OB Ottilie Scholz gestern: „Opel muss seine Verantwortung für den Standort auch über das Jahr 2014 hinaus sicherstellen. Wer über 50 Jahre auf dem Grund und Boden unserer Stadt erfolgreich Autos produziert hat, der ist nun auch verpflichtet, einen maßgeblichen Beitrag für neue Perspektiven zu leisten.“ Opel Sprecher Bazio: „Wir wollen mit unserem Unternehmen Verantwortung für die Menschen in Bochum übernehmen, auch wenn dies nicht mehr bei Opel sein wird.“ Was das konkret heißt? Da müsse man noch reden.

Solidarität für Opel

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    Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Ruhr / Westfalen: „Das Mittlere Ruhrgebiet braucht Opel, braucht Industrie und braucht Arbeitsplätze.“ Erhöfer hofft, dass Management und Belegschaft „die jetzt beschlossene harte Landung in letzter Minute doch noch verhindern.“ Er rät zur Einschaltung eines neutralen Moderators.