Bochum. . Das Sommersemester startet, die Belastungsprobe der Hochschulen steht in wenigen Monaten bevor: Elmar Weiler, Rektor der Bochumer Ruhr-Universität, sieht seine Hochschule bestens vorbereitet für den doppelten Abiturjahrgang. WAZ-Leserbeirat Philipp Rentsch sprach mit dem RUB-Rektor.

Der doppelte Abiturjahrgang wird zum Wintersemester 2013/14 die Hochschulen fluten. Klar, dass Philipp Rentsch (19), der in diesen Tagen sein Abi an der Hellweg Schule in Wattenscheid baut, für die Interviewreihe unseres Leserbeirates ein Gespräch mit dem Rektor der Ruhr-Universität Bochum (RUB), Prof. Dr. Elmar Weiler (63), führte.

Wie gut ist Ihre Uni vorbereitet?

Prof. Dr. Elmar Weiler: Sehr gut. Wir haben schon vor zwei Jahren zu diesem Thema eine Projektgruppe ins Leben gerufen. Ziel ist es, dem doppelten Abiturjahrgang die gleichen Studienbedingungen zu bieten, wie sie für alle an der Ruhr-Uni Standard sind. Es wird keine Abstriche an der Qualität geben.

War die Unterstützung des Landes NRW ausreichend?

Weiler: Auch die Landesregierung ist hochgradig daran interessiert, dass der Doppeljahrgang gut läuft. Wir haben früh festgelegt, wie viele Studierende zusätzlich aufzunehmen sind, an der RUB sind das 4477. Für jedes dieser Erstsemester erhalten wir 20 000 Euro, also fast 90 Millionen Euro. Das Geld ist für die gesamte Bachelor-Phase gerechnet, also für sechs Semester, und entspricht mit 6666 Euro pro Jahr exakt der Finanzierung, die uns ansonsten pro Student und Jahr zur Verfügung steht. Zwei Drittel der Summe fließt direkt in die Studiengänge, ein Drittel in die Infrastruktur. Wir mussten zusätzliche Flächen anmieten und haben die Mensa ausgebaut.

Viele Abiturienten überlegen, ob sie direkt studieren oder - um den Stau zu umgehen - besser ein Auslandsjahr einschieben sollen. Was raten Sie?

Weiler: Ich rate allen, sich zu bewerben. Wir wissen, dass 38 Prozent eines Abijahrgangs an die Uni kommen, darauf sind wir vorbereitet. Niemand muss Angst haben, dass er nicht in den Hörsaal kommt oder mittags kein Essen in der Mensa bekommt.

Viele Studiengänge sind bereits zulassungsbeschränkt. Wird der Numerus clausus steigen?

Weiler: Der NC wird konstant bleiben, weil wir ja mehr Studierende aufnehmen.

Die Direktoren der Bochumer Gymnasien befürchten das Gegenteil und haben an die Schulministerin geschrieben.

Weiler: Ich glaube, dass die sich nicht genau angeguckt haben, was läuft. Der NC würde steigen, wenn die Kapazitäten gleich geblieben wären. Der NC wird sogar sinken, wenn die Welle, wie es in anderen Bundesländern der Fall war, gar nicht so steil wird wie erwartet.

Aber ist der NC überhaupt ein gerechtes Auswahlkriterium?

Weiler: Niemand kann sich wünschen, dass wir die Türen an der Uni aufmachen und warten, wer kommt. Dann würden wir ordentlich Steuermittel versenken. Der NC ist wenigstens berechenbar, man weiß, dass die Abi-Note zählt. Der NC ist ein einfaches Hilfsmittel, um zu verhindern, dass sich die Bedingungen an den Universitäten auf unkontrollierte Weise verschlechtern. Es ist aber nicht unbedingt der beste Mechanismus.

Warum sollten Abiturienten des Doppeljahrgangs zur Ruhr-Uni kommen, was macht die RUB attraktiv?

Weiler: Wir sind eine ziemliche innovative Uni, die sehr kollegial verfasst ist. Lernende und Lehrende sind eine Gemeinschaft. Unsere Masterstudiengänge sind sehr forschungsorientiert und im Bereich der Promotion sind wir dank unserer Anstrengungen in der Doktorandenphase vielleicht sogar das deutsche Pionierprojekt. Wir sind ein spannender Campus - und ein sehr kompakter mit kurzen Wegen.