Bochum. .
Nein. So nicht, sagt die Bochumer Opel-Belegschaft. „76,1 Prozent der an der Abstimmung beteiligten Mitglieder der IG Metall in den Werken von Opel Bochum haben heute das Verhandlungsergebnis zu einem Tarifvertrag mit der Adam Opel AG abgelehnt“, teilte die IG-Metall am Donnerstagabend mit. Der „Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung und Sanierung“, der „den geordneten Rückbau“ im Konzern begleiten soll, wird weiter abgelehnt.
Eine Abstimmungsempfehlung gaben die Betriebsräte mit Rainer Einenkel an der Spitze nicht ab, ebenso wenig wie die IG-Metall Bezirksleitung, die in den zurückliegenden Wochen pro Tarifvertrag argumentiert hatte. Aber die Bochumer Betriebsräte machten ihre Ablehnung deutlich. Knut Giesler, IG-Metall-Bezirksleiter NRW „Das Votum ist eindeutig. Ohne die Zustimmung der Mehrheit unserer Mitglieder unterschreiben wir den Tarifvertrag für den Standort Bochum nicht. Das Ergebnis werte ich als klares Misstrauensvotum gegenüber dem Management von Opel. Zu viele Fehler, zu viele falsche Versprechungen, seit über acht Jahren, das sitzt tief.“
Die Stimmung gestern, war vor, während und nach den Abstimmungen sichtlich gedrückt. „Ich weiß ja gar nicht worauf ich mit einlasse, wenn ich Ja zum Tarifvertrag sage“, zuckt ein Opelaner, der zur Spätschicht geht, die Schultern. Sein Misstrauen ist groß, seinen Namen will er nicht nennen. Helge Baranski (51), seit 32 Jahren bei Opel, bezieht klare Position, bevor er durchs Tor 4 eilt: „Dem Tarifvertrag kann man einfach nicht zustimmen. Nix ist so richtig klar“. Baranski: „Ich habe den Eindruck, dass die IG-Metall Bochum geopfert hat, damit die anderen überleben“.
Treffen mit Neumann brachte nichts
Knapp drei Stunden, bis etwa 9 Uhr am Morgen dauerte die erste Belegschaftversammlung mit Abstimmung am Donnerstag. Die zweite Versammlung startete um 14 Uhr. Es gab Sachinformationen. Betriebsratsvorsitzender Rainer Einenkel konnte nicht vom Durchbruch für Bochum berichten, nachdem er noch am Mittwoch bei einem Treffen in Frankfurt/Main mit dem neuen Opel-Chef Karl-Thomas Neumann gerungen hatte. Auf WAZ-Anfrage erklärt Opel-Sprecher Alexander Bazio: „Mir ist nicht bekannt, dass sich die Unternehmensposition verändert hat.“
Wilfried Heid (73), der 1962 bei Opel begann und nach 38 Jahren, „nach einer von vielen Krisen“, das Werk 1999 verlassen musste, holte gestern seinen neuen Leasing-Opel ab: „Es ist traurig.“ Seine Frau, die auch im Werk schaffte war „bereits 1974 mit Abfindung gegangen“.
Hans-Peter Stellmes (68) stand gestern mit einer Streikkassen-Sammeldose vorm Werkstor: „Das geht alle an. Immer mehr geht den Bach runter. Viel mehr als 3300 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.“