Bochum. In vielen Krankenhäusern sind „Grüne Damen“ im Einsatz. Ein ähnlicher ehrenamtlicher Service soll erstmals in Bochum nun auch für Patienten niedergelassener Ärzte eingerichtet werden: Im Europahaus am Kurt-Schumacher-Platz ist ein Lotsendienst geplant.

Ein halbes Jahrhundert alt ist das Hochhaus vis-a-vis des Hauptbahnhofs. Anfang der 60er Jahre war es vom Bochumer Architekten Roman Reiser als Bürohaus geplant und errichtet worden. Später wurde es u.a. als Fernmeldezentrum genutzt, bevor die 15 Etagen durch verschiedene Eigentümerwechsel zunehmend von Medizinern angemietet wurden. Heute firmiert der 60 Meter hohe City-Klotz als „Facharztzentrum Europahaus“ und beherbergt 13 (Gemeinschafts-)praxen verschiedenster Disziplinen. „30 Ärzte mit rund 120 Mitarbeitern sind tätig. Mehrere hunderttausend Patienten gehen hier jährlich aus und ein“, berichtet der Sprecher der Ärztegemeinschaft, Dr. Christian Möcklinghoff.

Just die Menge Mensch ist das Problem. Als Büroturm ausgelegt, ist das „umgekippte Krankenhaus“ (so beschrieb es einmal ein Patient) dem täglichen Besucherandrang kaum gewachsen. Die drei, lange Zeit maroden Fahrstühle sind von dem neuen Eigentümer Kompernaß Immobilien zwar auf den technisch neusten Stand gebracht worden. Dennoch bilden sich vor den Aufzügen oft lange Warteschlangen. Zum Platzproblem gesellt sich vor allem bei älteren Patienten die mangelnde Orientierung. „Wo muss ich hin?“, fragen sie mit Blick auf die vielen Ärzteschilder. Viele finden sich nur schwer zurecht.

Ehrenamtlicher Lotsendienst

Die Ärzte wollen ihren Patienten fortan auch außerhalb der Praxisräume helfen. Im Foyer, direkt an den Aufzügen, entsteht eine Info-Theke. Ehrenamtliche Mitarbeiter sollen die Patienten – auf Wunsch – in Empfang nehmen, informieren und zu den Arztpraxen begleiten. Der Service soll in den Kernzeiten vorgehalten werden: von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. Jeweils zwei Ehrenamtler sollen am Vor- und Nachmittag vor Ort sein. „Der Eigentümer stellt für sie zusätzlich einen kleinen Raum zur Verfügung“, berichtet Dr. Möcklinghoff, der sich auch eine Ausweitung vorstellen kann. „Es wäre hilfreich, wenn die Patienten von den Lotsen auch in der Praxis, etwa im Aufwachraum, betreut und später zum Taxi gebracht werden, wenn keine Angehörigen da sind.“

Unterstützung erfährt das Pilotprojekt durch das Bochumer Haus- und Fachärztenetz MedQN. Auch eine echte Fachfrau ist involviert: Teresa Dönninghaus will den Lotsendienst als Landesbeauftragte der Grünen Damen und Herren für Westfalen mit aufbauen. Wer sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit im Europahaus interessiert, ist herzlich zu einem ersten Treffen am morgigen Dienstag, 19. März, eingeladen. Treffpunkt ist um 17 Uhr im Eingangsbereich des Hochhauses am Kurt-Schumacher-Platz. Teresa Dönninghaus und Mietersprecher Dr. Christian Möcklinghoff stellen den Lotsendienst unverbindlich vor und führen durch das Ärztehaus.