Bochum. . Einfach mal abhängen und nichts tun. Ein Traum für Schüler. Aber nix da. Stattdessen: Stress. Versagensangst. Pauken auch am Wochenende. In der ARD-Talkshow „Beckmann“ schilderte der Bochumer Schüler Lukas Claes am Donnerstag, welchem Druck der erste Jahrgang der G8-Abiturienten ausgesetzt ist.
„Deutschlands Schüler – überfordert und unterfördert?“, fragte Reinhold Beckmann. Authentische Antworten erhielt er unter anderem von Lukas Claes. Der Wattenscheider steht an der Hellweg-Schule unmittelbar vor dem Abitur. Auf den 17-Jährigen aufmerksam wurde die „Beckmann“-Redaktion durch den Internetblog „Was bildet ihr uns ein?“, in dem Lukas regelmäßig schreibt.
„Es wird viel verlangt“, zeigte der Gymnasiast im Hamburger TV-Studio die Folgen des Turbo-Abiturs aus Schülersicht auf. Das Abi nach zwölf statt 13 Jahren: Das bedeute vollgestopfte Schultage, Lernen bis zum Anschlag, kaum noch Zeit für Freunde. „Was ist mit deinen Hobbys?“, will Reinhold Beckmann wissen. Das Gitarrespielen habe er drangegeben, bedauert Lukas. Zum Karatetraining reicht’s nur noch zweimal pro Woche.
Stress und Arbeitsverdichtung
Die G8-Bilanz des Hellweg-Schülers fällt verheerend aus. Die Schule bereite durchaus noch aufs Leben vor: allerdings nur noch auf ein Arbeitsleben, das gleichfalls von Stress und Arbeitsverdichtung geprägt ist. Kaum ein Schulfach geht wirklich unter die Haut, weckt Begeisterung. Junger Nachwuchs werde gedrillt und mit möglichst viel Stoff in möglichst kurzer Zeit für die Wirtschaft nutzbar gemacht. Heißt: 50-Stunden-Wochen mit Eltern als Hilfslehrern. Auf der Strecke bleibe das behutsame Heranreifen zu Persönlichkeiten – und nicht selten die Gesundheit. Körperliche und seelische Erkrankungen bei Schülern, aber auch Lehrern nehmen zu.
Als Plädoyer für Entschleunigung, für die Wiederbelebung des Spaß-Faktors in der Schule, unterm Strich: für eine Rückkehr zum G9-Abitur darf der TV-Auftritt des angehenden Jura-Studenten verstanden werden. Keine neue, aber eine wichtige Aussage. Die, die es angeht, werden sie kaum vernommen haben. „Beckmann“ endete um 0.30 Uhr. Zu dieser Zeit dürften die meisten Schüler geschlafen haben. Wenigstens dann haben auch sie Feierabend.