Essen. Volksnah, bescheiden, beliebt: Bei Beckmann ging es für Hannelore Kraft, Winfried Kretschmann und Annegret Kramp-Karrenbauer eher ums landeselterliche Image als um die bevorstehenden Aufgaben im „politischen Herbst“. Ein netter Plausch, dem inhaltliche Tiefe leider oft fehlte.

Er wollte über den bevorstehenden „politischen Herbst“ reden, kündigte Beckmann an und lud sich zum Ministerpräsidenten-Gipfel am Donnerstagabend (23. August) Hannelore Kraft (SPD), Winfried Kretschmann (Grüne) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ins Fernsehstudio. Beckmanns Sendung wurde ein netter Plausch, der inhaltliche Tiefe nur partiell erreichte und thematisch oft schon an der Oberfläche erstarrte. Ein richtiger Ausblick auf den „politischen Herbst“ kam nicht zustande.

Auch weil die Politiker sich an den entscheidenden Stellen oft nicht so recht festlegen wollten – K-Frage in der SPD, Lösung der Euro-Krise, Vernichtung von EnWB-Daten durch Kretschmanns Vorgänger Mappus, konkrete Novellierungen im Steuer-Abkommen mit der Schweiz. Kritisch hinterfragt wurde selten, stattdessen bot Beckmann den drei Ministerpräsidenten eine Bühne zur Imagepflege.

Hannelore Kraft als "bodenständige NRW-Landesmutter"

Schon im ersten Einspieler wird der Zuschauer aufs Image der Politiker geeicht: Da ist von Kraft als der „bodenständigen NRW-Landesmutter“ die Rede. Kramp-Karrenbauer ist „sachlich, beharrlich, erfolgreich im Saarland.“ Und Kretschmann, grüner Chef in Baden-Württemberg, „volksnah, bescheiden, beliebt.“

Und genauso beschaulich verläuft die Diskussion.In landeselterlicher Manier werden zunächst Urlaubserinnerungen ausgetauscht. Kretschmann hat noch eine Woche frei, fährt nach Griechenland, auch der politischen Botschaft willens, „dass wir Griechenland nicht hängen lassen.“ Womit man schon beim Thema wäre. In trauter Einigkeit beschwört die Talk-Runde: Ja, der Plan für die Griechenland-Rettung sei sehr eng gestrickt. Ja, das sei eine Gratwanderung. Ja, manmüssen Solidarität üben.

Die drei Ministerpräsidenten erzählen nichts Neues. Welche Auswirkungen jedwede Eskalation der Euro-Krise, der Austritt Griechenlands aus dem Währungsraum oder ein drittes Hilfspaket für Griechenland auf ihre Bundesländer und deren Bürger haben könnte, erwähnen die Politiker kaum. Lediglich auf die Bedeutung von Exporten im Europäischen Binnenmarkt wird kurz eingegangen.

Stiefmütterlicher Umgang mit eigener Verschuldung

Genauso stiefmütterlich wird die eigene Verschuldung behandelt. Die passt halt oft nicht zum gewünschten Image der fürsorglichen Landeseltern und eher leidvoll wird von den nötigen Sparmaßnahmen gesprochen. Kretschmann rechnet vor: „Ich muss 2,5 Milliarden Euro einsparen. Das geht bei Personalkosten von 40 Prozent nicht ohne Stellenabbau. Wir werden 11 000 Lehrerstellen abbauen.“ Und auch Kramp-Karrenbauer wirft schnell ein, dass sie zehn Prozent des Personalbestandes abbauen muss. Anderes in NRW: „Wir bauen keine Lehrerstellen ab“, versichert Kraft energisch. Sie investiert in den Kita-Ausbau, in Bildung, um „Reparaturkosten“, wie Hartz IV oder Jugendarrest zu vermeiden.

Dass in NRW im kommenden Monat ein Haushalt verabschiedet wird, der eine Nettoneuverschuldung von 4,6 Milliarden Euro vorsieht, wobei davon eine Milliarde zur Abwicklung der WestLB eingeplant ist, wird bei Beckmann nicht angesprochen. Stattdessen springt die Diskussionsrunde launig von Thema zu Thema, Steuer-CDs, Querelen in den Bundesparteien.

Image-Pflege bei Beckmann

Zwischendurch wird regelmäßig eine Portion Image-Pflege eingespielt: Kabarettist Jürgen Becker etwa, der im Film über Kraft sagt, sie sei eine „nette, zupackende Frau, die man sich genauso hinter der Fleischtheke vorstellt.“ Ein anderer Kurzbeitrag zeigt Kamp-Karrenbauer als Putzfrau Gretel mit saarländischem Dialekt bei der Narrenschau 2012. Ganz bodenständig, ganz volksnah. Alles eine Frage des richtigen Images.