Essen. Jahrelang hat sie geschwiegen. Jetzt sorgt Pola Kinski mit der Anschuldigung, dass ihr Vater Klaus Kinski sie als Kind missbraucht haben soll, für Aufsehen. Bei Reinhold Beckmann spricht sie darüber, was sie erleiden musste, warum ihr Buch erst jetzt erscheint und über das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter.

Reinhold Beckmann befasste sich in seiner Sendung „Sexueller Missbrauch – das lange Schweigen der Opfer“ mit der Situation von Betroffenen, die dies in ihrer Kindheit erfahren mussten. Prominentestes Beispiel ist momentan Pola Kinski, die Tochter des legendären Schauspielers Klaus Kinski, die jetzt ihre Erinnerungen in einem Buch mit dem Titel „Kindermund“ festgehalten hat.

Drei Jahre alt sei sie gewesen, erzählt sie Beckmann, als sie wieder Kontakt zu ihrem Vater bekam. Die Eltern lebten getrennt. Damals sei sie einfach nur glücklich darüber gewesen, wie sehr ihr Vater sie verehrte. Es gab aber schon Zeichen, die auf den späteren Missbrauch hindeuteten: „Er hat mich damals immer mit offenem Mund geküsst, das wollte ich nicht.“ Im Alter von neun Jahren, als Pola wieder bei ihrem Vater in Rom zu Besuch war, missbrauchte er sie zum ersten Mal. Danach immer wieder.

Mutter soll Missbrauch geahnt haben

Pola Kinski sagt, sie habe ihrer Mutter nichts von den Ereignissen erzählen können, weil sie sich bei ihr und ihrem neuen Ehemann nicht willkommen gefühlt habe. Klaus Kinski hingegen habe sie vergöttert: „Das Unfassbare habe ich als notwendiges Übel ertragen, weil es weniger schlimm war als sich störend zu fühlen in der anderen Familie.“ Die Mutter habe später zugegeben, dass sie von dem Missbrauch geahnt habe. In einem Interview in der Bunten äußerte sie sich jetzt zu den Vorwürfen ihrer Tochter und weist diese zurück. Pola Kinski sagt darüber: „Sie verhöhnt mich.“

Als sie 19 Jahre alt ist schafft es Pola, sich von ihrem Vater zu lösen. „Das Fass war übergelaufen.“ Sie flieht aus Rom und verkriecht sich bei ihrer Mutter, die sich nicht um sie kümmert. Jetzt erst fängt sie an, ihre Kindheit zu verarbeiten, bekommt Panikattacken und Wahrnehmungsstörungen. Später geht sie in Therapie und beginnt mit dem Schreiben.

Das falsche Bild gerade rücken

Ihr Buch „Kindermund“ begann sie aber erst Jahre später. Der Anlass sei gewesen, so erzählt sie Beckmann, dass ihr Vater nach seinem Tod 1991 immer mehr zu einer Legende hochstilisiert wurde, während sie noch immer ein Opfer war und darunter litt. Mit ihrem Buch wollte sie dieses falsche Bild gerade rücken. Ihren Vater habe sie übrigens nie als Schauspieler gesehen, erzählt Pola Kinski: „Wenn er dieser wütende Berserker im Film war, war er für mich kein Schauspieler. So haben wir ihn erlebt.“