Bochum. . „Immer nur billig-billig, das kann’s doch nicht sein.“ Henning Wißmann packt eine Tüte mit einer ordentlichen Portion Mett in seine Tasche. Zum Abendbrot gibt’s Mettbrötchen. Henning Wißmann wird herzhaft zubeißen. „Auf dem Markt“, sagt der 61-Jährige, „bin ich mir eben sicher, was ich kriege.“

Erst Pferdefleisch in der Lasagne, dann falsch deklarierte Bio-Eier, zuletzt Schimmelpilze im Futtermittel: Drei Lebensmittelskandale in einem Monat haben die Verbraucher alarmiert. Was darf, was soll, was will ich noch essen? Viele Kunden sind verunsichert und wissen nicht mehr, was sie kaufen sollen. Und vor allem: wo. Eine Antwort liegt buchstäblich nahe: auf dem Wochenmarkt. Davon gibt es 14 im Stadtgebiet. In diesen Tagen voller Igitt-Schlagzeilen erfahren sie einen steigenden Zulauf.

Rinderhack ist besonders gefragt

„Klar, auch wir hören Sprüche wie ,Ist da auch Pferd drin?’“, sagt Lara Kamperhoff, die in ihrem Verkaufswagen auf dem Wochenmarkt am Buddenbergplatz wie jeden Mittwoch Fleisch und Wurst anbietet. Doch die Chefin der alteingesessenen Bochumer Fleischerei weiß: Ihre Kunden können über die Fury-Frotzeleien müde lächeln. „Sie haben seit Jahrzehnten die Gewissheit, dass unsere Waren von höchster Qualität sind. Alle Schlachttiere kommen aus der Region.“

„Dafür zahle ich gerne etwas mehr“, sagt Stammkunde Henning Wißmann und ordert zusätzlich zum Hack zwei Schnitzel. Die würden „im Supermarkt vielleicht die Hälfte kosten. Aber das darf doch nicht allein entscheidend sein“.

"Wir profitieren von den Enthüllungen"

Wer glaubt, die Lebensmittelskandale schaden dem Handel, wird derzeit zumindest auf dem Wochenmarkt eines Besseren belehrt. Im Gegenteil: Die Skandale der letzten Wochen zahlen sich für die Marktbeschicker aus. „Die Umsätze sind keinesfalls gesunken. Beim Rinderhack, das wegen des Pferdefleisches besonders im Fokus steht, verzeichnen wir ein deutliches Plus“, berichtet Lara Kamperhoff. „Der persönliche, meist langjährige Kontakt, Produkte aus der Region, das gute Gefühl, sicher und sauber einzukaufen: Wenn man so will, profitieren wir sogar von den jüngsten Enthüllungen“, ergänzt der Sprecher der Bochumer Markthändler, Gerrit Plaesier.

„Käfigeier als Bioeier ausgeben: eine Katastrophe“ schimpft derweil Sami Elshani. Am Eingang des Marktes offeriert er Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch und – Eier. Von den Bio-Dottern, wie sie nun in Verruf geraten sind, hat sich Elshani längst verabschiedet. Zu seinem Sortiment zählen Eier von freilaufenden Hühnern aus dem Münsterland. „Dafür“, sagt er stolz, „kann ich garantieren.“

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