Rüsselsheim. . Karl-Thomas Neumann wird ab März Chef beim kriselnden Autobauer Opel. Auf dem ehemaligen VW-Manager ruhen auch die Hoffnungen der Arbeitnehmer. Neumann gilt als kommunikativ und teamfähig. Ihm eilt der Ruf eines Moderators voraus.
Karl-Thomas Neumann, sagt der ehemalige Continental-Chef Manfred Wennemer, sei ein Mann, der sich in Diskussionen stets standfest gezeigt habe. Das kostete Neumann beim Reifenhersteller den Job, obwohl er Conti erfolgreich saniert hat. Neumann überwarf sich mit den neuen Eignern, den Schaefflers, ging zu VW, verantwortete dort das China-Geschäft – und steht seit Donnerstag als neuer Opel-Boss und Europa-Chef von General Motors (GM) fest. Auf Neumann ruhen auch die Hoffnungen der Arbeitnehmervertreter. So soll IG-Metall-Chef Berthold Huber interveniert haben, dass VW Neumann früher freigibt. Damit der beim kriselnden Autobauer am 1. März starten kann.
Bis dahin, so hatte es Aufsichtsratschef Stephen Girsky gefordert, sollen die Sanierungsverhandlungen mit der IG Metall abgeschlossen sein. Neumann soll ein unbelasteter Neustart ermöglicht werden. Am Dienstag werden die Gespräche fortgesetzt, in denen es auch um das Ende der Autoproduktion in Bochum und mögliche Ersatzarbeitsplätze geht.
Studium in Duisburg und Dortmund
Neumann ist der 19. Chef bei Opel seit dem Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg. Seitdem ist der Autobauer tief gefallen. Bis Mitte der 90-er Jahre produzierte Opel das zweitmeist verkaufte Auto in Deutschland: den Kadett, später den Astra. Das aktuelle Modell rangiert in der Zulassungsstatistik aber unter ferner liefen. Neumanns größte Baustelle: Opels Modellpalette kommt beim Käufer nicht an, auch wenn man die zwischendurch verloren gegangene Qualität wieder im Griff hat. Doch ist der Ruf erst ruiniert...
Solidarität mit Opel
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Um das Ruder bei Opel rumzureißen, braucht Neumann, der Elektrotechnik in Dortmund und Duisburg studierte und ein begeisterter Langstreckenläufer sein soll, viel Kraft und Ausdauer. Denn laut IG Metall liegt die Auslastung der Opel-Werke bei nur noch 50 Prozent – ein dramatischer Wert. 80 Prozent und weniger gelten schon als unprofitabel. Damit stünde jedes zweite Werk – und nicht nur der Standort Bochum – auf der Kippe. Opel braucht eine Strategie für den europäischen Markt. Denn Opel in alle Welt zu verkaufen, wird die übermächtige Mutter GM wohl auch künftig nicht zulassen.
Ebenfalls in die GM-Geschäftsführung berufen
Aber vielleicht kann Neumann an dieser ehernen Regel rütteln. Der 51-Jährige wurde ebenfalls in die Geschäftsführung von GM berufen. Ein Posten, der seinen Vorgängern verwehrt blieb – allen voran dem glücklosen Karl-Friedrich Stracke, der nur ein Jahr Dienst auf dem Opel-Chefsessel tat.
Neumann „wird eine Schlüsselrolle in der weltweiten Führung von GM spielen“, heißt es in der Mitteilung von Opel. Gute Chancen also, bei den wichtigen Entscheidungen ein Wörtchen mitzureden. Denn die dürften auch künftig bei GM in Detroit und nicht in Rüsselsheim gefällt werden.
Auch gut für Opel: Neumann kann sich der Unterstützung der Arbeitnehmervertreter sicher sein. Er sei ein Techniker, der etwas von neuen Modellen und Produktivität verstehe. Ihm eilt der Ruf eines Moderators und Teamspielers voraus. Auch deshalb habe sich die IG-Metall für ihn stark gemacht.
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