Bochum. Einenkel spricht sich offen gegen ein Verhandlungsangebot der Konzernmutter GM aus: Der Konzern wolle sein Angebot nur erörtern, wenn der Betriebsrat “endlich vernünftig“ werde. Für Einenkel ist das “Erpressung“. Für die kommende Woche wird der Opel-Vorstand zu Verhandlungen in Bochum erwartet.
Unterbrochen von lauten „Pfui-, Pfui-Rufen“ oder der Forderung „Auszahlen, Auszahlen“ sprach der Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel am Freitagvormittag zu gut 1000 Opelanern am Tor 4.
Für manche überraschend, die einen kompromissbereiteren Betriebsratsvorsitzenden erwartet hätten, die Entschlossenheit. „Wir lassen uns dieses Werk nicht kaputt machen, wir wollen hier weiter Autos bauen“.
Dabei präsentierte er Belegschaft und Presse als Erfolg für die Strategie des Betriebsrates, dass sich am kommenden Dienstag gleich der komplette Opel-Vorstand in Bochum angekündigt hat, um direkt vor Ort die nächste Verhandlungsrunde zu bestreiten.
Dabei verhehlte Einenkel nicht, dass seitens GM den Bochumern „eine Karotte“ – offenbar mit einer gewissen Perspektive für den Standort, allerdings ohne Autofertigung – hingehalten worden sei. Einzelheiten sollten aber nur erörtert werden, wenn der Betriebsrat seinen Widerstand gegen den Abzug der Automobilfertigung aufgebe und „endlich vernünftig werde“. „Das ist Erpressung, sage ich ganz deutlich. Nein, nein, wir sind nicht vernünftig geworden.“
Ebenfalls in Bochum, aber nicht im Werk weilte Donnerstag IG -Metall-Bezirksleiter Knut Giesler. Er sehe die IG Metall in der Pflicht, „nach einer Lösung zu suchen, wie es selbst ohne ein neues Modell weiter industrielle Produktionsjobs in Bochum geben“ könne.
Existenzen gehen kaputt
Seinen 44. Opel, einen Meriva, wollte Klaus Czarnetzki (63) an diesem Morgen abholen. Der Auflauf am Werkstor ließ ihn nicht kalt. 39 Jahre arbeitete er in der Logistik des Werkes, noch bis vor drei Jahren. „Warum soll ich jetzt der Marke nicht treu bleiben? Es tut mir sehr leid für meine alten Kollegen.“ Aus gleichem Grund sind Helmut Behrendt mit seiner Frau Ingrid da, einen roten Opel-Corsa hatte der Werksrentner bestellt. „Was da passiert, ist bitter. Da gehen jetzt ganze Existenzen kaputt.“
Wer auf der anderen Seite des Werkstores, da wo die Leute in den grau-blauen Overalls nach einer guten Stunde wieder zu den Produktionsbändern gingen, Resignation erwartet hatte, sah sich getäuscht. So wunderte es nicht, dass Einenkel trotzig das große Opel-Solidaritätsfest mitten in der Innenstadt für den 3. März ankündigte. „Dreimal hat GM abgesagt. Zuletzt haben sie uns sogar den Parkplatz vor der Fabrik verweigert.“ Jetzt versprach er: „Tausende werden kommen, das wird unser Fest.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.