Der Weg ist das Ziel. Lebensmotto orientierungsloser Zeitgenossen oder Trost aller Reisenden angesichts einer langen Wegstrecke? Der Weg für fromme Pilger schlechthin ist fraglos der Jakobsweg, nicht erst seit Hape Kerkelings Marsch durch Nordspanien.

Schon im Mittelalter war der Zielort Santiago de Compostela für fromme Wanderer gleichrangig mit Rom und Jerusalem. Nun gibt es ihn nicht, den Jakobsweg, viele Wege führen in die Hauptstadt der spanischen Provinz Galicien. Was kaum einer weiß: einer der Wege führt durch Dorsten.

Von Trondheim in Norwegen führt die 5 112 Kilometer lange „EuroVelo-Route E3” nach Santiago de Compostela. Sie ist Teil des neuen, überregionalen D-Netzes für Radwanderer, das in umgekehrte Richtung von Aachen bis nach Flensburg und in Wulfen schließlich über die Krusenhorster Straße und den Heidkantweg führt. Herausgefunden hat das Christian Gruber für den Internetauftritt Wulfen-Wiki (www.wulfen-wiki.de). Die klassische Kennzeichnung der Pilgerstrecke mit der Jakobsmuschel vermisst allerdings nicht nur der Viel-Radfahrer Gerhard Dietz vom Planungsamt.

Pilgern ist in Mode

Pilgern ist in Mode, auch wenn die Grenze zwischen religiös motivierter (Rad-)Wanderung und eher touristischer Reiselust mitunter fließend ist. Alle großen Religionen kennen Pilgerwege und -orte. Der erhoffte Ablass von Sündenschuld, eine selbst auferlegte Buße, das Einlösen eines Gelübdes, die Hoffnung auf Gebetserhörung in einem bestimmten Anliegen oder auf Heilung einer Krankheit, können Anlass für die Pilger sein, sich auf den Weg zu machen. Aber auch eine gesuchte religiöse Vertiefung oder das Hoffen auf eine spirituelle Erfahrung treiben die frommen Wanderer an.

Pilgern ist in Mode. Die stadtinfo hat eine Pilgerstrecke für Wohnmobilisten zu den niederrheinischen Wallfahrtsorten angedacht, berichtet Leiterin Iris Klahn. Kollegin Ursula Rommeswinkel holt aufs Stichwort einen weiteren Jakobsweg auf den Computer-Bildschirm, der erst kürzlich vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) reaktiviert wurde und von Osnabrück nach Wuppertal führt. Und auch die evangelische Kirche von Westfalen bietet neuerdings das ganze Jahr über unterschiedliche Touren im Ruhrgebiet an. Motto: "Pilgern im Pott - Spiritualität im Alltag zwischen Förder- und Kirchtürmen".

Tourenplanung mit Wulfen-Wiki

Auch wer's nicht so hat mit Glauben und Religion, kommt in der Dorstener Umgebung (rad-)wandertechnisch auf seine Kosten. Das Angebot an einschlägigen Reiseführern und Karten ist mittlerweile fast unüberschaubar, neue Streckenbeschreibungen kommen ständig hinzu. Allein der LWL plant bis zum Jahr 2013 die Ausweisung vier weiterer Pilger- oder Wanderrouten.

Interessanteste Fern-Touren hat wieder Wulfen-Wiki zusammengestellt. Sie streifen das Stadtgebiet; der Einstieg liegt sozusagen vor der Haustür. Die Römerroute etwa, die ebenfalls am südlichen Rand von Wulfen verläuft und nach Xanten bzw. Detmold führt. Oder die 100-Schlösser-Route, die fast 1 000 Kilometer lang ist und kreuz und quer durch das Münsterland – zum Teil auf Pättkes – verläuft. Einstieg ist an der Frankenstraße.