Bochum. . Ein Marketing-Professor setzt sein profundes theoretisches Wissen erstmals in die unternehmerische Praxis um – und macht dabei keinem Geringeren als George Clooney Konkurrenz: Prof. Dr. Jan Wieseke bringt mit zwei Freunden einen Kapselkaffee auf den Markt.

Als Lehrstuhlinhaber des „Marketing Departments“ an der Ruhr-Universität genießt der smarte Doc Jan Wieseke höchste Anerkennung in Wissenschaft und Lehre – auch wegen seiner mitunter undogmatischen Vermittlung von PR-Strategien. Lange & Söhne, Gucci, Rolls-Royce: Vertreter renommierter Luxusmarken gaben in Querenburg bereits Einblicke in ihre Marketingkonzepte. Der Lehrstuhl berät Konzerne von Ikea bis Air Berlin. 2011 ließ Prof. Wieseke für seine Studenten eine Harley Davidson in der Christuskirche auffahren, um den Mythos des Kultmotorrads zu ergründen.

Engagement für Straßenkinder

Heiß her geht’s auch beim ersten privatwirtschaftlichen Projekt des Wirtschaftswissenschaftlers. Wieseke tauscht die Rollen. „Zuiano Coffee“ heißen acht Kapseln, die als „Nespresso-Alternative“ beworben werden. Gründer des Start-Up-Unternehmens ist Till Robert, der in den letzten 15 Jahren als Kaffee-Einkäufer bei den Branchengrößen tätig war. Mit seiner Idee, sich mit einem Premium-Kaffee im Kapselformat selbstständig zu machen, überzeugte er zwei langjährige Freunde: den Kaufmann Michael Brink und Jan Wieseke, der als Marketing-Experte und Vertriebsleiter zum Erfolg beitragen soll.

Eine seiner ersten Aufgabe war die Klärung des Patentschutzes. Denn: Die Kapseln sind allein für die (von George Clooney beworbenen) „Nespresso“-Maschinen tauglich. Ergebnis: Zwar darf nicht der Automat, sehr wohl aber die Kapsel nachgeahmt werden. „Für sie ist der Patentschutz abgelaufen.“

Für „Zuiano“ war der Weg frei. Wurden Bestellungen seit September allein online aufgenommen, stehen die Kaffee-Spezialitäten mit so klingenden Namen wie „Mystery“, „Emperor“ und „Adventure“ in diesen Tagen in den ersten acht deutschen Edeka-Filialen. Jan Wieseke ist zuversichtlich, dass sie alsbald bundesweit zu haben sind: „Der Markt für portionierten Kaffee boomt. Unser Geheimnis sind die handverlesenen Rohkaffees und die spezielle Röstung.“

Der Promotion-Profi weiß: Der solvente Kunde ist auch auf soziale Aspekte bedacht. Die Abteilung Wohltätigkeit wird vom Prof und seinen Partnern prächtig bedient. Tricia, Ehefrau von Till Robert, stammt aus Brasilien. Pro verkaufter Packung (acht Kapseln) fließen 25 Cent in eine Hilfseinrichtung für Straßenkinder in Tricias Heimatstadt Sao Luis. „Mit einem derartigen Engagament“, bekräftigt Werber Wieseke, „haben wir ein klares Alleinstellungsmerkmal.“

Gelernt ist gelernt. Da hilft auch kein George Clooney.