Bochum. Ist der Betreiber des trockengelegten Stadtbads abgetaucht? Immer mehr Leserinnen und Leser melden sich in der Redaktion. Seit Wochen versuchen sie, ihr Geld für vorausgezahlte Gutscheine, Kurse und Eintrittschips zurückzubekommen. Meistens vergeblich.
„Heute findet kein Umtausch der Karten statt“, prangt auf einem Schild, dem sich die Ex-Besucher des im Sommer geschlossenen Privatbades in der Stadtbadgalerie seit nunmehr zwei Wochen gegenübersehen.
Anfangs hatte die Kasse an den zwei Auszahlungstagen Montag und Mittwoch noch geöffnet. Es bildeten sich lange Schlangen; viele Kunden mussten ohne Bares den Heimweg antreten. Inzwischen ist das Glashaus komplett verwaist. Die Betreibergesellschaft sfm (Sport- und Freizeit-Management) ist auch telefonisch nicht zu erreichen. Seit einigen Tagen ist die Internetseite nicht mehr online.
Beim vierten Mal war niemand da
Verzweifelt über das Verhalten der Stadtbadbetreiber ist WAZ-Leser Herbert Becker. Der 90-Jährige (!) reihte sich gleich vier Mal ein in die Schlange der brav auf die Rückzahlung ihrer bereits geleisteten Schwimmgebühren Wartenden. „Der Gipfel war, dass man mir quasi unterstellte, das Geld für meine Enkelin abkassieren zu wollen.“
Diese studiert in Köln, habe daher ermäßigte Chips erworben, nur selbst abholen könne sie das Geld in der Woche nicht. Dabei befindet sich Herbert Becker gerade in einer Reha-Maßnahme und kam extra zum angegebenen Termin zur Kasse. Zurückerhalten habe Becker bislang nur das Geld seines eigenen Chips. Als er das vierte Mal vor der Kasse erschien, mit Studienbescheinigung der Enkelin, war niemand da.
Häusser Bau will sich um Beschwerden kümmern
Von derartigen Erlebnissen berichten zahlreiche WAZ-Leser. Geschäftsführer Xaver Majewski habe ihnen u.a. versprochen, die ausstehenden Summen (teilweise über 200 Euro) zu überweisen. „Das ist bis heute nicht geschehen“, berichtet Jennifer Böhnke. Auch auf E-Mails werde nicht reagiert. „Es ärgert mich, dass ich mich als Kundin so behandeln lassen muss und nichts dagegen unternehmen kann!“, grollt Barbara Janke.
Auch die WAZ hatte bei der sfm trotz mehrfacher Nachfragen keinen Erfolg – aber bei der Häusser Bau GmbH, die die Stadtbadgalerie gebaut hat. Zwar gehöre der Badbetreiber nicht zum Unternehmensverbund. „Nichtsdestotrotz intervenieren wir bei unserem ehemaligen Mieter, Herrn Majewski“, heißt es auf Anfrage. Laut sfm sind bisher 40.000 Euro in bar ausbezahlt worden. „Gestern wurden drei weitere Zahlungen überwiesen.“ Häusser Bau sichert zu, sich um die Beschwerden zu kümmern.
Auf Anregung mehrerer WAZ-Leser soll es am kommenden Mittwoch, 21. November, zu einem Treffen von geprellten Stadtbad-Kunden kommen.
Wer noch immer kein Rückerstattung erhalten hat, kann sich um 12 Uhr an der Stadtbadkasse auf dem Boulevard einfinden. Die WAZ wird vor Ort sein.