Bochum. Bis mitten in der Nacht verfolgen die Gymnasiasten bei der „American Election Night“ die Wahl des US-Präsidenten in ihrer Schule. Es gab Diskussionen und Parodien – und dann meldete sich sogar eine ehemalige Schülerin live aus Boston.
Die Talkgäste heißen: Jeff, ein Farmer aus Kansas, Bill, eine Mechaniker aus Detroit, Dick aus Texas, Britney aus Vermont und Angelina Jolie „directly from Hollywood“!
Sind wir hier in Amerika? So schien es jedenfalls in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch bei der „American Election Night“ der Englisch-Leistungskurse der Goethe-Schule. Rund 120 Schüler versammelten sich ab 21 Uhr in der Aula, um einzutauchen in das Weltereignis einer Weltmacht.
Den Plan zum englischsprachigen USA-Wahlevent in der Schule heckten der stellvertretende Schulleiter Berthold Jäger und Englischlehrer Stephan Leitmann aus. Gemeinsam mit den Englisch-Leistungskursen bastelten die Lehrer sodann ein buntes USA-Programm samt Dekoration mit Kandidatenplakaten.
Goethe-Schüler votieren für Obama
Die Schüler sind begeistert. „Es ist nicht nur, dass man Spaß hat. Durch das Englisch reden lernt man sehr viel. Auch politisch wurde gut nachgedacht, weil viele sich nicht so sehr für Politik interessieren“, sagt Kübra Nur Günez (16). „So etwas bleibt lange in den Köpfen“, meint auch Fatih Düsünceli (17). Es sei außerdem toll, nachts statt frühmorgens in der Schule zu sein, findet er.
Bei Einlass in die exklusive Veranstaltung der Englisch-LKs nehmen die Schüler ihre „Voters-ID“ entgegen, um in dieser Nacht, die bis drei Uhr in der Früh dauern soll, ihren ganz persönlichen Favoriten zu wählen. Das Zwischenergebnis der Schülerwahl des USA-Präsidenten zeigt: 92,5 Prozent sind hier und heute Demokraten.
Ehemalige Schülerin Gesa Niggemann meldet sich live aus Boston
„Barack Obama kann sich in die Leute hinein versetzen“, sagt Tanja Nebel (16). „Er kommt ja selbst eher aus bürgerlichen Verhältnissen, nicht wie Mitt Romney, der Multimillionär“, so auch Sophie Müller (17). „Ich habe kein gutes Gefühl bei Romney: Ich sehe in ihm nicht den Menschen, sondern nur den Mann aus der Wirtschaft, der in die Politik geht“, fügt Nebel an.
Während die neuesten Nachrichten von „CNN-Live“ auf eine Wand projiziert werden, gibt es auf der Bühne allerlei vom Referat über das komplizierte Wahlsystem der USA bis hin zu Square Dance. Einprägsam ist die Erklärung des Begriffes „Swing State“, dargestellt von drei Schülern. Obama und Romney zerren „Swing State“ Colorado an den Ärmeln, und der weiß nicht zu wem er gehört.
Dann öffnet sich wirklich das Fenster nach Amerika. Über Skype erscheint auf der Leinwand Gesa Niggemann aus Boston, ehemalige Goethe-Schülerin, die seit vielen Jahren in den USA lebt. Sie berichtet, wie sie als neue Staatsbürgerin den Wahlkampf erstmals als Wählerin erlebt und der Sturm „Sandy“ die Wahl beeinflusst.
Gelungene Parodien amerikanischer Bürger
Die eingangs erwähnte Talkshow mit dem Thema:„What about the American Dream, Mr. President?“ gerät etwas kurz, amüsiert aber durch gelungene Parodien amerikanischer Bürger wie Jeff, Bill oder Britney. Als Barack Obama trat im Wortgefecht Julie Noack (17) auf. Mit warmer Stimme, obama-gleich, appellierte sie:„Ich habe viele Versprechungen gemacht. Das stimmt. Aber ich brauche einfach noch mehr Zeit, um meine Ziele zu erreichen.“ Die Schüler jubeln.
Und früh am nächsten Morgen zeigt sich Julies Wunsch wird erhört. Romney ist raus.
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