Amerika hat US-Präsident Barack Obama für vier weitere Jahre das Vertrauen ausgesprochen. Der demokratische Amtsinhaber setzte sich bei der Präsidentschaftswahl am Dienstag überraschend deutlich gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney durch.
Washington (dapd). Amerika hat US-Präsident Barack Obama für vier weitere Jahre das Vertrauen ausgesprochen. Der demokratische Amtsinhaber setzte sich bei der Präsidentschaftswahl am Dienstag überraschend deutlich gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney durch. Nach einem dramatischen Wahlabend konnte Obama einen Sieg im besonders wichtigen und heftig umkämpften Staat Ohio erringen, der ihm die Wiederwahl sicherte. Auf Wahlveranstaltungen überall im Land brach begeisterter Jubel aus, Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere Regierungs- und Staatschefs aus aller Welt gratulierten.
In seiner Siegesrede vor Anhängern in Chicago beschwor Obama das Bild eines geeinten Amerikas. Nach dem erbitterten Wahlkampf appellierte er an die Anhänger beider Parteien, ihren Zwist beizulegen und gemeinsam auf eine bessere Zukunft hinzuarbeiten. Der unterlegene republikanische Kandidat Romney gratulierte dem Wahlsieger und rief ebenfalls zur Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg auf.
Romney und dessen Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan hätten einen engagierten Wahlkampf geführt, sagte Obama am frühen Mittwochmorgen. "Wir haben hart gekämpft, aber nur weil uns dieses Land so wichtig ist." Er kündigte an, mit den Republikanern darüber zu sprechen, in welchen Bereichen sie zusammenarbeiten könnten. Nach dem erbitterten Wahlkampf sagte Obama an die Anhänger beider Parteien gerichtet: "Ob ihr in den letzten Wochen ein Romney-Plakat oder ein Obama-Plakat getragen habt - ihr habt etwas bewegt."
Romney sagte vor Anhängern in Boston: "Unser Land ist an einem kritischen Punkt. Das ist nicht die Zeit für politisches Gezänk." An die Adresse Obamas gerichtet sagte der tiefgläubige Mormone Romney, er werde dafür beten, dass der Präsident erfolgreich die Nation führen werde.
Glückwünsche von Gauck und Merkel
In Chicago schwenkten Tausende Obama-Anhänger US-Flaggen. Als örtliche Fernsehsender Obama zum Wahlsieger erklärten, fielen sie sich gegenseitig in die Arme, tanzten und reckten die Fäuste empor. Unter dem Jubel seiner Unterstützer stellte Obama die Tugenden heraus, die die USA groß gemacht hätten. "Wir sind die wohlhabendste Nation der Welt, aber das ist nicht, was uns reich macht. Wir haben die mächtigsten Streitkräfte der Welt, aber das ist nicht, was uns stark macht. Wir tragen Verantwortung füreinander - das macht Amerika großartig", sagte Obama.
Für seine zweite Amtszeit kündigte er an, das Staatsdefizit abzubauen, das Steuer- und Einwanderungsrecht zu reformieren sowie die USA unabhängiger von Ölimporten zu machen.
Aus Deutschland trafen schon bald nach Bekanntgabe des Wahlsiegers Gratulationsschreiben ein. Neben Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Merkel (CDU) gratulierten auch Außenminister Guido Westerwelle (FDP), SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Grünen-Chef Cem Özdemir. Gauck schrieb Obama: "Zu Ihrer Wiederwahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gratuliere ich Ihnen, auch im Namen meiner Landsleute, sehr herzlich." Gauck hob hervor, beide Länder seien auf der Grundlage gemeinsamer Werte, der Freiheit, der Menschenrechte und der Demokratie, fest miteinander verbunden.
In ihrem Glückwunschschreiben an Obama betonte Merkel laut Mitteilung der Bundesregierung: "Es wäre mir eine Freude, Sie bald wieder als meinen Gast in Deutschland begrüßen zu können." Sie wünschte dem Präsidenten für die zweite Amtszeit "weiterhin viel Kraft und Erfolg".
Obama gewinnt in wichtigen Swing States
Obama hatte nach einem dramatischen Kopf-an-Kopf-Rennen gegen seinen Rivalen Romney gewonnen - am Ende klarer als vorhergesagt. Der Amtsinhaber heimste mindestens 303 Wahlmännerstimmen ein, Romney 206. Für einen Wahlsieg sind 270 Wahlmänner nötig. Der Amtsinhaber gewann neben dem entscheidenden Staat Ohio auch die besonders umkämpften Staaten Iowa, Colorado, Wisconsin, Nevada und Virginia. Nach vorläufigen Ergebnissen verlor der Präsident im Vergleich zur Wahl 2008 lediglich Indiana und North Carolina an die Republikaner.
Nach der tatsächlichen Stimmenverteilung lagen die Kontrahenten allerdings extrem nah beieinander. Nach Auszählung von 94 Prozent der Wahlkreise kam Obama der Nachrichtenagentur AP zufolge auf 58 Millionen Stimmen, oder 50 Prozent, und Romney auf 56 Millionen Stimmen, also 48 Prozent.
Bisherige Machtverteilung im Kongress bleibt bestehen
Im Kongress wird es bei der alten Machtverteilung bleiben, nach der die Demokraten den Senat kontrollieren und die Republikaner das Repräsentantenhaus. Damit wird Obama auch in seiner zweiten Amtszeit mit erheblichen Widerständen bei Gesetzesvorhaben rechnen müssen. Der extreme Widerstand der Republikaner im Repräsentantenhaus hatte den politischen Spielraum des Präsidenten erheblich beschnitten.
Wahlentscheidend dürfte die Wirtschaftspolitik gewesen sein. Vier von zehn Wählern sagten bei Nachfragen, dass die Situation sich langsam bessere. Die Mehrheit erklärte jedoch auch, es gebe noch viel zu tun. Allerdings deuteten vorläufige Ergebnisse von Wahlnachbefragungen darauf hin, dass viele Amerikaner nicht Obama, sondern dessen Vorgänger George W. Bush für die angespannte Wirtschaftslage verantwortlich machen.
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