Bochum.

Ein verhülltes Kreuz in der Christuskirche erhitzte am Donnerstag die Gemüter einiger Besucher. Während des Konzertes „Jewish Prayer“, der Auftaktveranstaltung der diesjährigen Biennale „Musik und Kultur der Synagoge“, war das Altarkreuz der evangelischen Kirche zunächst mit einem Tuch verhangen und später an den Rand der Kirche - mit der Vorderseite zur Wand - gestellt worden.

Er habe sich dafür sehr geschämt, schreibt Konzertbesucher Albrecht Winkler in einem Brief an unsere Zeitung. „Das Verhalten der Verantwortlichen bei diesem Konzert zeigt meines Erachtens nach ein völlig verkrampftes Verhältnis unseren jüdischen Mitbürgern gegenüber, denen man nicht zutraut, ein Kreuz anzuschauen. Christen aber mutet man zu, dass mit dem Kreuz wie mit einem Garderobenständer umgegangen wird“, führt der 66-Jährige aus.

Verhüllung und Enthüllung

Auch Pfarrer Manfred Keller, der das jüdische Konzert für die Ev. Stadtakademie mitorganisiert hatte, äußert seinen Unmut und erläutert den Vorgang so: „Von der Hausmeisterin erfuhr ich, dass Pfarrer Thomas Wessel die Tücher angebracht habe. Ich entfernte die Verhüllung – übrigens mit tätiger Mithilfe des jüdischen Musikers Semjon Kalinowsky. Herr Wessel verhüllte das Kreuz erneut.“

Wieder und wieder habe Keller die Tücher entfernt. „Vielleicht war es der Mangel an Tüchern, der Herrn Wessel dann veranlasste [...] das Kreuz vom Altar zu nehmen und es seitlich neben die Altarstufen zu stellen.“ Die Verhüllung des Kreuzes habe „der Grundlage meines christlichen Glaubens und meines theologischen Denkens“ widersprochen, so Manfred Keller. „Das Verhalten von Herrn Wessel ist inakzeptabel.“

Erklärung für die Verhüllung des Kreuzes

Auf WAZ-Anfrage erklärte Gemeindepfarrer Thomas Wessel: „Ich habe das Kreuz verhüllt, weil es auch ein Symbol ist, in dem sich eine große Unheilsgeschichte verdichtet.“ Aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde wisse er, „an welchen Stellen dort Empfindsamkeiten und Vorbehalte“ seien. Bei einer Veranstaltung, die den Bruch innerhalb der deutsch-jüdischen Tradition zeigen sollte, habe er als Hausherr dafür sorgen wollen, dass auch im Kirchenraum darauf Rücksicht genommen werde.