Bochum. . Im Bochumer Polizeibezirk ist die Anzahl der Einbrüche enorm angestiegen. Allein in der ersten Jahreshälfte 2012 wurden in Bochum, Herne und Witten bereits 1368 Fälle bekannt. Die Kripo vermutet dahinter insbesondere überregional tätige Banden.

Nahezu täglich meldet die Polizei Einbruchsdiebstähle in Wohnungen. Immer wieder werden Geld, Schmuck und Elektronikartikel erbeutet. Die Häufigkeit dieser Delikte spiegelt sich jetzt auch in einer offiziellen Statistik mit den Fallzahlen im Bochumer Polizeibezirk. Dort hat es in der ersten Jahreshälfte 2012 einen enormen Anstieg an Wohnungseinbrüchen gegeben.

Laut Landeskriminalamt wurden zwischen Januar und Juni in Bochum, Herne und Witten bereits 1368 Einbrüche gemeldet. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es 1059 Fälle - ein Anstieg um 29,2 Prozent. In ganz NRW hat es nur in den Polizeibezirken Köln und Essen in der ersten Jahreshälfte einen noch stärkeren Anstieg gegeben.

Überregional tätige Banden

Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote im hiesigen Polizeibezirk leicht gesunken - von 16,81 auf 16,15 Prozent. Nur 221 Einbrüche könnten in der ersten Hälfte 2012 einem Täter zugeordnet werden. Bochum steht bei der Aufklärungsquote aber noch relativ gut da: Im übrigen Ruhrgebiet liegt sie noch weitaus tiefer.

Der Bochumer Kriminaldirektor Werner Brückner, Leiter der Inspektion Zentrale Kriminalitätsbekämpfung, erklärte am Donnerstag auf WAZ-Anfrage, dass die Zunahme der Fallzahlen in Bochum ein Phänomen sei, das in ganz NRW, vor allem im Ruhrgebiet auftrete.

Die Polizei schreibt die Einbrüche sowohl regionalen Tätern zu, die aus akuter Geldnot und zum Beispiel zur Finanzierung ihrer Drogensucht handeln, aber insbesondere überregional tätigen Banden. Sie kämen, vermutet Brückner, vor allem aus Südosteuropa: Rumänien, Bulgarien und Ex-Jugoslawien. Personenbeschreibungen von Zeugen, die Tatverdächtige beobachtet hätten, gingen ebenfalls in diese Richtung.

„Wir haben es mit Profis zu tun“

Die niedrige Aufklärungsquote erklärt Brückner mit dem geschickten Vorgehen vieler Täter. „Wir haben es mit Profis zu tun.“ Sie würden Spuren vermeiden und in einem urbanen Raum wie Bochum gut flüchten können. Und wenn trotzdem einmal ein Täter aus Südosteuropa geschnappt würde, bekäme die Polizei von ihm fast keine Informationen. Die Aussagebereitschaft sei gering, dafür hätten viele aber bereits die Rufnummer eines Rechtsanwalts parat. Bei regionalen Einbrecher sei schon eher ein Geständnis, mitunter sogar eine Lebensbeichte zu hören.

Der Kriminaldirektor appelliert an die Bürger, in der Nachbarschaft stärker aufzupassen. Wenn zum Beispiel eine völlig unbekannte Person im Hausflur eines Mehrfamilienhauses auffalle, besonders wenn die Haustür ständig geöffnet sei, solle man im Zweifel die Rufnummer 110 wählen - und dies schnell. „Die Polizei ist immer nur so gut wie der Bürger aufpasst. Wir brauchen die Bürger.“

Der Anrufende brauche keine Sorge zu haben: Sollte sich der Verdacht bei Erscheinen der Polizei dann doch in Wohlgefallen aufIösen, sei es im schlimmsten Fall nur ein Missverständnis, mehr nicht.

Schwachstellen sind unzureichend gesicherte Türen und Fenster

Als Schwachstellen in vielen Wohnungen sieht Kriminaldirektor Werner Brückner Fenster und Türen, die nur einen normalen Riegel ohne weitere Verankerungen haben oder nur ins Schloss gezogen wurden, ohne abgeschlossen worden zu sein. Auch Fenster auf Kipp seien für Profis relativ leicht zu öffnen. Für Fragen der Sicherung bietet die Polizei ihre KPO an: Kriminalitäts-Prävention und Opferschutz. Unter der Rufnummer 0234/9094040 können sich Bürger informieren oder Termine vereinbaren.