Bochum. Langendreer-Urgestein, Journalist, DJ und Moderator Mike Litt hat ein Buch nicht nur über seine seltsam-traurige Heiligabend-Berufung geschrieben

Er hat im Coco Loco an der Prinz-Regent-Straße den Getränkeumsatz durch sein Aioli-Rezept gesteigert, hat im Zwischenfall in Langendreer Drinks erfunden und Platten aufgelegt, hat auf dem Boulevard den Musiksommer elektrisiert. Doch am bekanntesten wurde Mike Litt dadurch, dass er im Radio auf EinsLive am heiligen Abend eine Radiosendung modereriert. Jedes Jahr, live. Mike Litt ist dann „Der einsamste DJ der Welt“. Jetzt, zum 15. Jubiläum der Show hat er ein gleichnamiges Buch geschrieben.

In Bochum „direkt angekommen“

Das bei Dumont erschienene Werk erzählt zunächst davon, wie man an diesen seltsamen Job kommt. Litt schreibt von seiner Geburt in Amerika, davon, dass seine Mutter einfach verschwunden ist, von einer Kindheit in einer Satellitenstadt bei Dorsten, von Internatstagen bei den Benediktinern und schließlich seinem Studienbeginn an der Ruhr-Universität und von Bochum. Mehr als eine Wahlheimat. „Hier in Bochum bin ich direkt angekommen“, erzählt er.

Ein Marke war geboren

Zwanzig Jahre lang ist der stets freie Journalist zum Radiomachen nach Köln gependelt. „Die dachten, ich ticke nicht richtig“, erzählt er lachend, „doch, gleichzeitig waren die dankbar, denn für das Ruhrgebiet macht EinsLive ja Radio.“

Als vor 15 Jahren dann jemand gesucht wurde, der die ungeliebte Schicht am 24.12. machen könnte, bot sich der frisch von der Freundin verlassene Mike Litt an. Eine Marke war geboren - und Lebensaufgabe. Ein Ende dieser Tätigkeit ist laut Litt nicht geplant - trotz der 1-jährigen Zwillinge, auf die der nicht mehr ganz so junge Vater stolz ist. „Alle Beteiligten wussten auf was sie sich einließen“, lacht er.

Zwischen Flipper und Hilfskraftstelle

Das Buch sei organisiert wie ein gutes DJ-Set, sagt der Autor. Es beginnt tief, mit viel Seele, und erzählt dann in langen Episoden von einer Karriere im Ruhrgebiet. Darin ist viel Musik - allerdings wesentlich weniger DJ-Anekdoten als sie etwa Kollege Hans Nieswandt in seinen „Memoiren“ auftischt. Dafür Berichte aus dem prekären Gastro-Arbeitsleben, aus dem Alltag zwischen Flipper und Hilfskraftstelle an „der schönsten Uni der Welt“.

Eine herrliche Episode entführt nach Mallorca, wo Litt einem abgehobenen und -gehalftertem Schlagerstar (literarisch so verfremdet, dass die Spekulationen bereits jetzt ins Kraut schießen) vergeblich bei einem „Konzeptalbum“ behilflich ist. Einen leibhaftigen Gastauftritt hat übrigens auch ein anderer Langendreerer Literat: Wolfgang Welt. Der Nachtpförtner des Schauspielhauses ist ja ganz offensichtlich ein Geistesverwandter des einsamsten DJs der Welt.