"Doris hilft" heißt der neue Roman des Kult-Autors und Nachtpförtners Wolfgang Welt. Obwohl das Werk erst im März 2009 erscheint, las er im Theater unter Tage kurz draus vor - und erzählte dann ein paar Anekdötchen
"Doris hilft" heißt der Roman, mit der der Bochumer Autor Wolfgang Welt seine Erfolgsgeschichte beim angesehenen Traditionsverlag Suhrkamp im März 2009 weiterschreiben könnte. Doris war eine Kellnerin in der früheren Langendreerer Kultkneipe "Rotthaus". Und eigentlich hieß sie auch anders. Welt ist rücksichtsvoll. Aber andererseits - das ist alles so lange her ...
Wie eigentlich alles, worüber der Schauspielhaus-Nachtportier schreibt. Das ist eben sein Ding, die alten Geschichten. Was gut ist, denn nur wenige vermögen es, die Vergangenheit der 70er und 80er Jahre in so warmes Licht zu hüllen wie Wolfgang Welt.
Abwartend schaut er, wie das Publikum im Theater unter Tage seine Plätze sucht. Rund 25 sind es anfangs, die in den Zwischenzeiten des großen Theaterfestivals "Ohne alles" die Chance zur stillen Lesung ergreifen. Grau ist er geworden, die Brille droht ihm vor den Nase zu rutschen. Dann fängt er an.
Aber Welt liest nicht, vielmehr erzählt er. Erzählt, wie es war damals 1991, als er den Job als Nachtwächter im Rathaus gegen den als Nachtwächter im Schauspielhaus tauschte. Vorher hat er sein Neuroleptikum, eine Art Psychosen bekämpfendes Beruhigungsmittel, abgesetzt. Seinem Arzt hat er nichts davon gesagt.
Und da sitzt er nun hinter der Pforte des Bühneneingangs - und hat von nix 'ne Ahnung. Gustav, der 80-jährige Kollege, den er bald ablösen soll, führt ihn ein in die Routine eines Nachtportiers, macht mit ihm Rundgänge durch das Haus, erklärt ihm seine Aufgaben. Ist das Notlicht bei den Schreinern aus? Nicht immer. Das muss er dann machen.
Aber bei der Tana Schanzara ist das Licht immer aus, wenn sie nicht in ihrer Garderobe sitzt. "Alte Schule, Klasse für sich." Intendant Steckel, den er bald kennenlernt, scheint ihm genauso verwirrt wie er selbst. "Und der Alexander von Maravic (der ehemalige Betriebsdirektor) sagt auch nicht viel." Immerhin merkt er sich schnell, dass er für Schauspieler, die nachts ihre Überstunden beenden, den Gratis-Wagen von "Taxi Petra" aus Wattenscheid anrufen muss. Wattenscheid? Ja, ja. Die Stadt hat einen Vertrag mit "Taxi Petra". Aus Wattenscheid.
Viele Teile des Publikums schauen sich ratlos an. Denn Welt nuschelt, verschluckt ganze Satzteile, spricht zunehmend undeutlich. Das mochte daran liegen, dass, wie er später sagen wird, ein enger Angehöriger von ihm gegangen ist. Andererseits, und das sagt er auch, nuschele er immer bei seinen Lesungen. Man muss Welt schon mögen, um sich einem seiner Auftritte hinzugeben. Aber er macht es den Leuten nicht schwer, ihn zu mögen. Er schreibt eben gut.