Nach dem Erfolg im Vorjahr erlebt das Autorenfestival "Ohne alles" am 17. und 18. Mai seine Fortsetzung.22 Uraufführungen an zwei Tagen. Die Zuschauer sollen wie Flaneure von einem Stück zum nächsten wandern

Ohne Bühnenbild, ohne Requisite, Schauspiel in Reinkultur: Hier eine Szene aus
Ohne Bühnenbild, ohne Requisite, Schauspiel in Reinkultur: Hier eine Szene aus "Die Kaulquappe" von Justine del Corte aus dem vergangenen Jahr. Die Autorin ist auch diesmal mit einem neuen Stück vertreten. Foto: Birgit Hupfeld © Fremdbild

SCHWERPUNKT OHNE ALLES 2 Die Werbeposter zeigen einen Schwimmer, der ins Meer springt. Am Körper trägt er nicht mehr als sein Adamskostüm: "ohne alles", also völlig nackert eben. Zum zweiten Mal findet das gleichnamige Autorenfestival am 17. und 18. Mai im Schauspielhaus statt - und allein diese Meldung ist schon eine Überraschung. Denn kurz vor der Erstauflage im Mai 2007 hatte es Intendant Elmar Goerden noch kategorisch ausgeschlossen, eine solch' "einmalige Aktion" mit immensem Aufwand jemals wiederholen zu können.

Doch dann entwickelte der zweitägige Uraufführungsreigen bei den Schauspielern eine derartige Eigendynamik, dass jedem im Theater klar gewesen sei: Dieses Erlebnis muss eine Fortsetzung finden! "Fürs Ensemble war 'Ohne alles' ein entscheidender Schritt", sagt Goerden. "Da sind Ressourcen offen gelegt worden, von denen wir gar nicht wussten, dass wir sie haben."

Nun hofft der Intendant, dass "die Entdeckungsfreude des Publikums" das Festival noch ein zweites Mal trägt, denn: "'Ohne alles' ist eine riesengroße Wundertüte!"

Die Regeln des Festivals sind die gleichen wie im letzten Jahr: Innerhalb von 36 Stunden werden auf allen drei Bühnen des Theaters kleine Miniaturdramen von 23 Autoren zur Uraufführung gebracht.

Gespielt wird auf leerer Bühne mit nur einem Mindestmaß an Requisite, damit allein der Text und die darstellerische Kunst der Akteure im Fokus stehen.

Die Stücke sind jeweils nicht länger als wenige Minuten, so dass sich die Theatergänger wie Flaneure über zwei Tage lang nach Lust und Laune durchs Schauspielhaus treiben lassen können. "Man kann sich hier und dort ein kleines Stück ansehen, dann vielleicht eine Pause machen und weiter zum nächsten", erzählt Dramaturg Holger Weimar. "Am Autorentisch in den Kammerspielen besteht zudem die Möglichkeit, mit den Dramatikern über das Gesehene ins Gespräch zu kommen. Eine einmalige Chance."

Was für die Zuschauer eine ungemein angenehme, entspannte Erfahrung ist, bedeutet hinter den Kulissen: jede Menge Arbeit! "Das sind 60 Aufführungen in zwei Tagen. Dies reibungslos ablaufen zu lassen, ist logistisch ungeheuer kompliziert", sagt Holger Weimar. "Ein gewaltiger Kraftakt ganz am Ende der Saison."

Unterstützung holte man sich dabei von Regisseuren, die teils bereits am Haus arbeiten. "Doch wir haben auch junge Leute engagiert, die wir schon länger beobachten", erzählt Goerden. Etwa Sebastian Hirn oder Sarah Schley, die unlängst am Bayerischen Staatsschauspiel mit ihrer Inszenierung von "Endspiel" für Furore sorgte.

Nach dem großen Erfolg des ersten Festivals sei es nicht schwer gewesen, Autoren zu finden, die Lust und Zeit haben, bei "Ohne alles" mitzumachen. "Viele von ihnen begreifen dies auch als Chance."

Arrivierte Dramatiker wie Werner Fritsch, Helmut Krausser, Kerstin Specht oder Justine del Corte seien ebenso schnell an Bord gewesen wie der Nachwuchs: "Laura de Weck ist eine Autorin, deren Werke an den Theatern gerade ungeheuer boomen", sagt Goerden.

Oder Bettina Erasmy: "Da raunt man sich in der Theaterszene zu, was für ein Talent sie ist." Besonders stolz ist Elmar Goerden auf das Theaterdebüt von Axel Hacke, der bislang vor allem als spitzzüngiger Kolumnist der "Süddeutschen Zeitung" bekannt ist.

Sein Stück "Vor dem Theater 1-3" inszeniert Goerden selbst: "An ihm ist ein Riesen-Dramatiker verloren gegangen", so der Intendant begeistert. "Ich hoffe, ihn dazu zu bringen, einmal ein ganzes Stück für uns zu schreiben."

Und welche Themen liegen den Autoren derzeit besonders am Herzen? "Alle!" strahlt Elmar Goerden. "Die thematische Bandbreite ist riesig: vom Liebesdrama bis zur Screwball-Comedy."

Gespielt wird all dies natürlich vom Ensemble, wobei ein paar neue Schauspieler dabei sind, die der Intendant bislang noch geheim hält: wie es sich für eine echte Wundertüte eben gehört. Als Special liest Kult-Autor und Nachtpförtner Wolfgang Welt aus seinem neuen Roman "Doris hilft".

Karten: Tageskarte (6 E), für beide Tage (10 E). Vorverkauf unter der Telefonnummer 33 33-55 55