Bochum. .

Der Bochumer DJ und Journalist Benedikt von Randow berichtet von seinen Erlebnissen bei der Loveparade. Von der Katastrophe bekam er erst gegen 20 Uhr richtig etwas mit.

„Lass uns früh hin, das wird ein Chaos“, hätten Benedikt von Randow und Freunde beschlossen, nachdem sie im Rahmen der Presseakkreditierung die Pläne für das Gelände gesehen hatten. Was dann passierte, bekam der Bochumer DJ und Journalist erst gegen 20 Uhr richtig mit.

Doch vorher, erzählt er, sei schon viel Merkwürdiges passiert. Als er um 14 Uhr am Duisburger Bahnhof angekommen sei, rieten schon Durchsagen davon ab, direkt auf das Gelände zu gehen. Das Presseareal im Norden des Geländes sei aber weitläufig und mäßig besucht gewesen. Erst als immer mehr „Verirrte“ über diesen nicht vorgesehenen Zugang aufs Gelände wollten, habe er geahnt, dass am Haupteingang wohl übergroßer Andrang herrschte.

Wie paralysiert dort geblieben

Dennoch sei das Bild zunächst toll gewesen, viele Menschen, gutes Wetter, gute Laune. Ausgerechnet gegen 17 Uhr, als sich die Katastrophe ereignet hat, fand auf der Pressetribüne ein noch ungetrübtes Schulterklopfen, ein stolzes Vorzeigen und allgemeine Zufriedenheitsbekunden der Prominenz und Verantwortungsträger statt. Da war die Welt der Loveparade noch in Ordnung. Als gegen 19 Uhr Feuerwehrwagen in den Pressebereich fuhren und der EinsLive-Moderator Mike Litt plötzlich auf Sendung im WDR-Fernsehen war, ahnte von Randow schon Böses, aber nicht das ganze Ausmaß des Geschehens. Das wurde erst klar, als gegen 20 Uhr sein Handy wieder Empfang hatte. Wiederholte Anrufe und zahlreiche sorgenvolle SMS machten ihm klar, dass etwas furchtbares passiert war. „Ich hab dann meine Frau angerufen“. Wie paralysiert sei er dann dort geblieben, habe sich angeschaut, „wie die das jetzt runterbringen.“ Den DJs, die weitermachten, könne man keinen Vorwurf machen, erzählt er. „Die haben den Leuten einfach Beat gegeben, um Schlimmeres zu verhindern, dann Meeresrauschen zum Ende.“

Zur Trauer kam die Wut

Zu Hause habe er erst einmal alle Sondersendungen angesehen und begriffen, was passiert ist. „Die Trauer setzte dann verspätet ein, war morgens aber sofort wieder da“, berichtet er. „Es ist so etwas wie ein Mini-Schock oder -Trauma“, sagt von Randow, der als DJ schon einige Jahrzehnte in unterschiedlichsten Szenen unterwegs ist.

Zur Trauer kam am Sonntag die Wut über die Vermeidbarkeit, das Nichtbegreifen-Wollen des Handelns der Veranstalter und der Behörden.

Am Freitag wird Benedikt von Randow wieder auflegen. Mit merkwürdigen Gefühlen.