Bochum.. Für gewöhnlich heißt es ja: Ich kaufe noch schnell ein paar Kleinigkeiten ein in der Stadt. Das geht aber auch anders. Heißa, wir machen eine Landpartie und fahren raus zu Hof Grünendiek.
Einmachgläser mit rot-weiß karierten Deckeln oder Gummiband verschlossen füllen drei Holzregale im Hofladen an der Haarstraße nahe dem Kemnader See.
Ihr Inhalt ist so zünftig wie das Fachwerkhaus von 1486, in dem sie stehen: Eisbein mit Mettwurst, Linsensuppe, Erbseneintopf, Hühnerfrikassee oder Mettwürste in Fleischbrühe. Aber auch eine moderne Putenbolognese ist im Angebot. „Es ist die Lieblingstomatensoße meiner Kinder“, sagt Kundin Rachel Thoma (42). Außerdem mache es den Kindern Spaß, hier einzukaufen, wenn die Hühner herumlaufen, fügt sie fröhlich an. Hühner sind allerdings im Moment keine da. „Nach Ostern werden sie geschlachtet. Ende des Monats kommen 350 neue“, erklärt Landwirt Jörg Grünendiek (36).
Familienbetrieb seit 1486
Für ihn heißt die Ankunft der Legehennen viel Arbeit. Auf zwei Wiesen vor dem Haus soll nun frisches Gras wachsen zum Fressen, Kratzen und Scharren. Den Hühnerstall wird der Landwirt reinigen und an den Nestern neuen Kalk aufgetragen. „Das ist ein natürliches Desinfektionsmittel und schützt zum Beispiel vor Milben, Würmern und Fliegen“, erläutert der Fachmann. Er mache dies, wie sein Großvater schon, sagt er weiter. Und vermutlich auch wie der Ur- und Ur-Ur-Großvater es einst lehrten. Denn Hof Grünendiek wird schon seit dem Baujahr 1486 als Familienbetrieb geführt. Er sei damit einer der ältesten Höfe seiner Art in ganz Nordrhein-Westfalen, weiß Nachfahre Grünendiek.
Außer Hühnern hält die Familie Schafe mit ihren Lämmern. Auf Bestellung bietet der Landwirt das Fleisch der Lämmchen an. Er muss darum vor allem vor Ostern die Jungen von der Weide holen, erzählt er.
Sachen von früher sind gefragt
Weitere Tiere am Hof sind drei Wollschweine, die sich in einem Stall auf Stroh tummeln. Ihr Fleisch erhalten Kunden ebenso auf Wunsch. „Es ist marmoriert und fetter als das von normalen Hausschweinen“, beschreibt er.
Während Besucher rund um das Fachwerkhaus und in den Ställen Landluft-Flair empfängt, duftet es in der Profiküche von Angelika Grünendiek (59) nach frisch gebackenem Mürbeteig.
Hier, direkt hinter dem Hofladen, sorgt sie dafür, dass die Kundschaft genau das findet, was den Laden ausmacht. „Bei uns gibt es viele Sachen, wie es früher einmal war“, sagt sie. Das Rezept für ihren Panhas etwa habe ihr ein ganz alter Stiepeler Metzger verraten, sagt sie.
Kuchen und Brote backe sie ohne Zusatzstoffe oder Backmischungen, erläutert sie. Heute ist Bienenstich und Donauwelle im Angebot. Na, wem da nicht das Wasser im Mund zusammenläuft.
Spargel und Erdbeeren kommen als Nächstes
Das Sortiment im schnuckeligen Hofladen ist reichhaltig. Vieles stammt auch von anderen Landwirten aus der Region. Die Milchprodukte etwa kommen aus Fröndenberg „Die Milch schmeckt ein bisschen sahnig“, schwärmt Mutter Grünendiek. Die Kartoffeln wiederum stammen von einem Bauern aus Recklinghausen. „Die Familie baut schon sei ewigen Zeiten Kartoffeln an. Der Bauer kann es einfach“, sagt Sohn Grünendiek.
Selbstredend, dass im Frühling auch der Spargel und die Erdbeeren im Hofladen von Kollegen in der Nähe stammen.