Ost. Verein zur Unterstützung krebskranker Mütter kümmert sich um Spendensammlungen für Betroffene - und auch die Familien
„Wir helfen krebskranken Müttern“ steht als Titel auf dem Faltblatt - und gleich daneben sieht man eine Bilderleiste mit sieben Müttern und 15 Kindern. Diese sieben Frauen sind glücklicherweise nicht an Krebs erkrankt, aber eine persönliche Erfahrung mit der tückischen Krankheit hat sie zusammengeschweißt und ihren Widerstand geweckt: Sie haben eine erkrankte Freundin unterstützt. Und jetzt helfen sie auch anderen Müttern.
Alle sind noch immer abgrundtief traurig, dass sie Katrin Seifer, die 2010 im Alter von nur 37 Jahren starb - schließlich doch nicht haben helfen können. Sie alle aber haben das gute Gefühl, dass man gemeinsam wirklich alles versucht hat, der Freundin jede denkbare alternative Therapie zu ermöglichen und sie - aber auch ihre Familie - bei ihrem schweren Kampf gegen den Krebs in wirklich jeder Form zu unterstützen.
Der Satz „wir in Langendreer stehen zusammen“ fiel im Gespräch mit der Statteilzeitung nicht nur einmal, und die Gedanken der Frauen schweiften zurück in die Zeit, als Katrin 2009 erkrankte, kurz vor Ostern. Man hatte sich über die Spielgruppe von Katja Loch bei der Familienbildungsstätte kennen gelernt. Einige hatten 1991 auf der Lessingschule schon gemeinsam ihr Abitur gemacht .
Wie ein Blitzschlag traf sie alle die Nachricht, dass Katrin Seifer, Mutter von drei Kindern im Alter von zwei bis neun Jahren, die Diagnose „Magen- und Speiseröhrenkrebs“ bekommen hatte. Ihre Rückenschmerzen hatten die Mediziner zuvor als „Nierenbeckenentzündung“ behandelt. Innerhalb von nur 14 Tagen wurde aus den Rückenschmerzen die unfassbare Prognose „unheilbar“, weil man beim sehr genauen Hinsehen schon Metastasen in Leber und Bauchraum fand.
Jeder weiß: Mütter können kämpfen wie die Löwen. Und genau das tat Katrin - immer mit ihren Freundinnen an der Seite. Zunächst stellte sie sich über den Sommer einer besonders harten Chemotherapie, die Hoffnung weckte, den (geschrumpften) Tumor vielleicht doch operieren zu können. Alternative, leider auch teure Heilmethoden begleiteten den Weg der jungen Frau, zeigten Familie und hilfsbereiten Freundinnen aber sehr bald wirtschaftliche Grenzen auf.
Alternative Methoden
„Wir haben alle unsere Kontakte spielen lassen“, sagt Alexandra Falke, die im Marketing der Bogestra arbeitet, „und damit sehr viel bewegt.“ Ultraschnell wurde bei der TK eine Mutter-Kind-Kur bewilligt, wurden bei Freunden und Firmen Spenden eingeworben, die dann sogar aus Flensburg kamen. „Wir haben das Wir-Gefühl angesprochen“, sagt Dr. Elke Tönges. In kürzester Zeit gründeten die Frauen den „Verein zur Unterstützung alternativer Heilmethoden krebskranker Mütter von kleinen Kindern“, der als gemeinnützig anerkannt ist. Vorsitzende Dr. Elke Tönges kannte Katrin von der Uni. „Wir hatten da mal gemeinsam einen Kurs gemacht.“
„Die Hoffnung auf Heilung schwand leider trotz Operation und Reha“, erzählt eine sichtlich bewegte Britta Hartmann, die Katrins Leidensweg am intensivsten miterlebte. „Ich kann nicht einfach aufgeben“, hatte die Freundin immer gesagt und sich mit speziellen Diäten, hoch dosiertem Vitamin C und schließlich auch mit Hyperthermie behandeln lassen. Dabei wird der Körper auf über 40 Grad erhitzt. Dies alles sind teure Behandlungen, welche die Familie in den Ruin getrieben hätten - wenn da nicht die Freundinnen und ihre intensive Spendenakquise gewesen wären.
„Wir haben eine sehr intensive Zeit erlebt“, erinnert sich Tönges, „aber Katrin konnte nicht gerettet werden.“ Sie starb am Pfingstsonntag 2010, zwei Tage vor dem dritten Geburtstag ihrer Tochter Ida. Dem Vorstand des jungen Vereins ist die Betroffenheit immer noch anzumerken: Obwohl sie noch mehr Gutes getan, z.B. eine junge, allein erziehende Mutter bis zur Genesung begleitet haben, sind sie zuweilen den Tränen nahe.
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