Bochum. .

Mit einer besonderen Aktion waren die Bochumer Symphoniker in der vergangenen Woche unterwegs – und zwar in eigener Sache, um klassische Musik in die Schulen zu bringen. Beinahe alle Mitglieder des rund 90 Menschen starken Orchesters machten sich auf, um in vier Schulen ihre Instrumente vorzustellen.

„Die Initiative ging von den Musikern selbst aus. Es war ihr Anliegen“, erzählt Heike Henoch, Konzert-Pädagogin bei den Bosys. WAZ-Redakteur Michael Weeke hat sich dazugesetzt, als die beiden Cellisten Philipp Willerding-Bach und Christof Kepser, ihre Instrumente am Freitag Schülerinnen und Schülern der Heinrich-Böll-Gesamtschule vorstellten.

Musik sprach für sich

Dabei wurde zunächst gar nicht geredet, sondern die Musik sprach für sich. Es erklangen Takte des Komponisten Friedrich August Kummer, der im frühen 19. Jahrhundert etliche Stücke, darunter auch viele Duette für Celli geschrieben hat. Kein Wunder, denn Kummer war in seiner Zeit selbst ein bekannter Cellist. In einer Schule professionelle Kammer-Musik zu hören, schien offenbar auch für die rund 20 Mädchen und Jungen des 7. und 8. Jahrgangs, die alle selbst ein Streichinstrument spielen, ungewöhnlich, ja bewegend.

So ruhig dürfte Musiklehrerin Maria Heckeley ihre Klasse selten erlebt haben: „Dieses Projekt ist ein wunderbarer Weg, die Schüler zu motivieren, ihnen die Musik näher zu bringen“, sagte sie am Ende dieser ungewöhnlichen Schulstunde. Vor allem die Spielfreude der beiden Musiker sei für die Jungen und Mädchen beinahe greifbar gewesen.

Die 15-jährige Melina, die die ganze Zeit mucksmäuschenstill dem Vorspiel der beiden Profi-Cellisten gelauscht hatte, sagte. „Ich fand das voll schön, das klang richtig gut.“ Sie selbst spielt Bratsche und freute sich zu hören, dass selbst die Profis vor einem Konzert noch aufgeregt sind.

Zuvor hatten Kepser und Willerding-Bach sich wechselseitig die Bälle, Noten, zugespielt. Die Schüler erfuhren, wie sie zur Musik gekommen sind, und wie der Alltag eines Mitglied der Symphoniker aussieht („Ja, es gibt einen genauen Dienstplan, wo jede Probe, jedes Konzert aufgeführt ist“).

Die 14-jährige Vivien begeistert sich besonders für das Zusammenspiel der Cellisten und findet auch im Schulprojekt das gemeinsame Musizieren toll. Karim ist 15 und hat bereits eine Generalprobe der Bochumer Symphoniker im Audimax besucht, er kennt sich aus.

In dieser einzigen Woche besuchten die Musiker rund 32 Klassen mit 900 Schülern. „Schon allein dies ist ein Erfolg“, so Henoch. Die Pädagogin war vor allem erfreut zu sehen, wie viele Interessierte an den Abenden zu den großen und kostenlosen Schulkonzerten in die Aulen gekommen sind. „Da waren sicher viele Menschen darunter, die bislang in ihrem Leben noch niemals in einem klassischen Konzert gewesen sind.“