Bochum. . Im zweiten Verhandlungstag vor der Wirtschaftsstrafkammer des Bochumer Landgerichts begann die Staatsanwaltschaft, die über 200 angeklagten Einzelfälle zu verlesen. Ein Händlerring wird beschuldigt, 46 Mio. Euro hinterzogen zu haben. Gegen zwei der sieben Männer wurde am Donnerstag das Verfahren abgetrennt.

Die Zuschauer kamen an diesem Tag nicht sonderlich auf ihre Kosten: Mit leichter Verzögerung begann am Donnerstag am Bochumer Landgericht das eigentliche Wirtschaftsstrafverfahren gegen einen Händlerring, der mit zweifelhaften Warengeschäften rund 46 Millionen Euro Umsatzsteuer hinterzogen haben soll. Zwei der sieben angeklagten Männer waren überraschend am Montag auf dem Weg zum Sitzungssaal verhaftet worden. Gegen sie wurde am Donnerstag von der 12. Strafkammer das Verfahren abgetrennt. Gegen beide laufen jetzt zusätzliche Ermittlungen, dabei geht es um Betrugsvorwürfe in Millionenhöhe.

Der aktuelle Prozess gegen die verbliebenen Kaufleute, u. a. aus Bochum, Unna, Gelsenkirchen und Bocholt, wurde anschließend zu hundert Prozent von der Staatsanwaltschaft dominiert. Sie begann, die Anklagen der über 200 Einzelfälle zu verlesen. Dabei wurde deutlich, dass die Händler aus der Computer-Zubehör-Branche meist nach dem demselben Strickmuster vorgegangen sein sollen, um den Fiskus in gewaltiger Höhe zu schröpfen.

Nur noch vier Zuschauer

Mal als Geschäftsführer, mal als Prokurist diverser Firmen sollen die sieben Männer ein beispielloses Umsatzsteuer-Karussell angeschoben haben. In dürren Worten trug der Staatsanwalt vor, wie das angeblich funktionierte: Die eine Firma ließ sich laut Anklage von der anderen Firma Scheinrechnungen in Einzelhöhe bis über einer Million Euro ausstellen, beantragte und bekam beim Finanzamt die Erstattung der angeblich gezahlten Vorsteuer.

Stundenlang zählte die Staatsanwaltschaft in trockenster Zahlenmanier die vermeintlichen Sünden auf. Zu jedem Einzelfall nannte der Ankläger nur die Firma, wann es geschah, die Schadenssumme und wer die Sache verbockt haben soll. Nach anderthalb Stunden harrten nur noch vier Zuschauer aus, darunter zwei Presseleute.

Riesiger Steuerschaden in nur fünf Jahren

Die Firmen trugen (oder tragen) klingende Namen: Omnia Trade, Mega Trade, Mak Elektronic, Soundtreck Trading, Aero Plus usw. In diversen Zusammenspiel soll insgesamt der riesige Steuerschaden in nur fünf Jahren entstanden sein - von 2006 bis 2011. Dir Firmen waren hauptsächlich mit dem Handel von Computerbedarf und Druckerpatronen befasst. Angeblich gingen verschiedene Lieferungen umsatzsteuerfrei in andere EU-Länder, sollen aber tatsächlich im Inland verkauft worden sein. Einer der Hauptabnehmer war laut Anklage die Öffentliche Hand.

„Es waren keine Rechnungen über tatsächlich erfolgte Lieferungen“, wiederholte der Staatsanwalt bei seiner Vorlesung immer wieder. „Es waren Scheinrechnungen. Die Vorsteuerbeträge sind nicht anzuerkennen.“ Der Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer ist mit weiteren 13 Verhandlungstagen bis zum 29. Oktober terminiert. Am 6. August wird fortgesetzt.