Bochum. . Mit einem Vermögen von zwölf Millionen Euro zählt die Heinrich-und-Alma-Vogelsang-Stiftung zu den größten Stiftungen in Bochum. Seit 1997 wurden 42 Doktoranden gefördert. Aber auch eine Kirchengemeinde in Wiemelhausen profitiert.

Wie reagieren Leberzellen auf Zitrusduft? Was macht Sandelholzaroma mit Hautzellen? Diese Fragen wollen Desiree Maßberg (30) und Daniela Busse (27) in ihren Doktorarbeiten am Lehrstuhl für Zellphysiologie der Ruhr-Universität klären.

Dass Geruchsrezeptoren in der Leber und in der Haut genau auf diese Düfte reagieren, sind eigene Erkenntnisse der beiden Diplom-Biologinnen. „Erst werden die Zellen mit Duftmischungen aus rund 100 Stoffen beduftet. Dann wird langsam reduziert, bis man zum Einzelstoff kommt“, erläutert Busse, die über Hautzellen forscht.

Doktorandinnen mit 1000 Euro im Monat gefördert

Die Ergebnisse von Maßbergs Arbeit zu den Leberzellen könnten langfristig medizinischen Fortschritt bringen. Dazu muss sie genau untersuchen, wie die Zellen auf Zitrusduft reagieren. „Es könnte beeinflussen, welche Stoffe die Leber ausscheidet und wie viel. Eine weitere Erkenntnis könnte dann sein, ob die Beduftung Einfluss auf Tumorwachstum hat“, so Maßberg.

Am Lehrstuhl von Prof. Hanns Hatt, der für Geruchsforschung bundesweit bekannt ist, arbeiten beide Frauen täglich von morgens bis abends an ihrer Doktorarbeit. „Während einer Promotion nebenher arbeiten geht gar nicht“, da sind sich die Kolleginnen einig. Um sich ihren Studien vollends widmen zu können, werden die Doktorandinnen monatlich mit 1000 Euro von der Heinrich-und-Alma-Vogelsang -Stiftung gefördert.

Bauernhaus ist heute Kita

Mit einem Vermögen von zwölf Millionen Euro zählt sie zu den größten Stiftungen in Bochum. Seit Alma Vogelsang 1997 starb und ihre Stiftung testamentarisch gründete, wurden 42 Doktoranden gefördert.

Dabei war Alma Vogelsang selbst keine Akademikerin. Geboren 1917 als einziges Kind eines Bauern, bewirtschaftete sie nach ihrer Heirat gemeinsam mit Ehemann Heinrich Vogelsang den elterlichen Hof an der Baumhofstraße. Seit 1999 ist dort der Verein Kinderstübchen mit einer Kita zu Hause. „Das Haus wurde von einer gemeinnützigen Körperschaft an eine andere vergeben“, sagt Reinhard Knälmann, Geschäftsführer der Stiftung.

Die Vogelsangs hatten keine Kinder und Heinrich verstarb 1963 an einer Krankheit. Irgendwann machte die Witwe sich Gedanken darüber, was nach ihrem Tod mit dem Vermögen geschehen soll. „Aulinger hat die wichtigsten Anstöße gegeben, dass Frau Vogelsang ihr Vermögen in eine Stiftung eingebracht hat“, sagt Rechtsanwalt Reinhard Knälmann. Sein ehemaliger Kollege Dr. Leonhard Aulinger, der mit Alma Vogelsang bekannt war,verstarb 2009.

Auch Gemeinden erhalten Geld

Die Idee, medizinischen Forschung zu fördern, entstand bei Alma Vogelsang durch persönliche Erfahrungen. Ihr Mann starb früh und sie selbst musste eine schwere Magenoperation überstehen, informiert die Stiftung.

Das vorhandene Fördergeld von etwa 160.000 Euro im Jahr wird allerdings nur zur Hälfte für Stipendien verwendet. Die andere Hälfte erhalten Kirchengemeinden in Bochum, allen voran Vogelsangs ehemalige Heimatgemeinde Wiemelhausen. Besonders die Hilfe für bedürftige Gemeindemitglieder war ihr wichtig. „Im ehemaligen Paul-Gerhard-Haus waren Bedürftige untergebracht. Es wurde letztes Jahr abgerissen. Bei einigen Leuten haben wir mit Mitteln der Stiftung dafür sorgen können, dass sie Wohnungen bekommen und Fuß fassen“, berichtet Bernhard Sieder als Gemeindevertreter im Stiftungsvorstand.

Stiftung mit 12 Millionen-Vermögen

Während die einen durch die Stiftung in einer neuen Wohnung Fuß fassen können, gehen Daniela Busse und Desiree Maßberg ihren Weg in der Forschung. Im Sommer nächsten Jahres möchten beide ihre Promotion abschließen.

Das Vermögen der Heinrich- und- Alma-Vogelsang-Stiftung beträgt mehr als zwölf Millionen Euro und wird durch eine Rechtsanwaltskanzlei verwaltet. Es setzt sich heute zusammen aus Immobilien in Bochum (Baumhofstraße 54) mit angrenzendem Weide- und Ackerland, Grundbesitz in den Straßen Im Haarmannsbusch und An der Holtbrügge sowie einigem Kapitalvermögen.

Eine selbstständige, gemeinnützige Stiftung verwendet nur die Zinsen für den Stiftungszweck. Die Heinrich-und-Alma-Vogelsang-Stiftung hat von 2000 bis 2012 jeweils 1,1 Millionen Euro in die Förderung von Wissenschaft und Forschung und die Unterstützung der Bochumer Kirchengemeinden Wiemelhausen, Stiepel-Haar und St. Marien investiert.