Bochum. .

Seit Wochen haben die Betriebsräte bereits hinter den Kulissen verhandelt. Als am späten Freitagnachmittag die Meldung kam, dass ThyssenKrupp Stahl in Kurzarbeit geht, fühlten sich manche ganz unmittelbar an die letzte große Stahlkrise 2009 erinnert. „Damals war es viel schlimmer, da haben allein hier in Bochum monatelang über 2000 Stahlarbeiter kurz gearbeitet“, sagt Betriebsratschef Klaus Pachulski. Nun sind von Mitte nächster Woche an zunächst rund 700 Mitarbeiter des Bochumer Kaltwalzwerks betroffen.

In der Personalabteilung des Werks muss nun genau berechnet werden, wie hoch die Verluste für den Einzelnen Mitarbeiter werden. Angemeldet sind zunächst vier Wochen Kurzarbeit. „Ende August sehen wir dann, wie es weiter geht“, so Pachulski. Grob gerechnet, lässt sich jedoch sage, dass die Betroffenen im schlimmsten Fall auf bis zu einem Drittel ihres Lohns verzichten müssen, das können je nach Steuerklasse und Familienstand etliche Hundert Euro werden. Laut Betriebsrat werde jedoch versucht, über den Abbau von Arbeitszeitkonten und Qualifizierungsmaßnahmen diese Einkommensverluste zu reduzieren.

Schwächere Auslastung

Ulrike Kleinebrahm ist 1. Bevollmächtigte der IG Metall und hat in den letzten Jahren schon so manche Krise erlebt. „Bislang ist hier in Bochum nur Stahl betroffen und Stahl war schon immer großen Schwankungen unterworfen. Auf keinen Fall dürfen wir jetzt in Panik verfallen.“

ThyssenKrupp hatte die „anhaltend schwachen Auftragseingänge“ für die Entscheidung zur Kurzarbeit verantwortlich gemacht. In der Erklärung des Konzerns heißt es wörtlich: „In den vergangenen Wochen war die schwächere Auslastung der Anlagen zunächst über Instrumente wie flexible Arbeitszeitkonten, Urlaubskonten und Reparaturschichten abgefangen worden.

"Stabile Geschäftslage"

Übrigens hatte der Bochumer Standort noch großes Glück im Unglück. In einem Duisburger Warmbandwalzerk soll es bei einem starken Regenfall vor einigen Wochen zu einem Schaden an einem Transformator gekommen sein. Nach Informationen der WAZ musste daher schnell umdisponiert werden. Tausende Tonnen Stahlbrammen, die eigentlich für Duisburg bestimmt waren, werden nun in Bochum weiter verarbeitet. Sonst hätte womöglich Kurzarbeit im Bochumer Warmbandwalzerk gedroht.

Der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Metall für Bochum und Umgebung, Dirk W. Erlhöfer, sieht derzeit noch keinerlei Anzeichen der Krise für seinen Bereich: „Eine gewisse Schwäche bei den Auftragseingängen heißt doch noch lange nicht, dass wird jetzt in den Krisenmodus verfallen.“ Der Arbeitgeberverband hatte noch zu Beginn des Monats für die Metallindustrie eine „stabile Geschäftslage“ gemeldet. Grundlage war eine Umfrage unter den rund 100 zumeist mittelständischen Betrieben. Der Industriezweig beschäftigt immerhin in der Region 18.000 Mitarbeiter und 900 Auszubildende.