Bochum.. Die Modernisierung des Standortes Bochum schließt Thyssen-Krupp-Stahl in diesen Tagen ab. Seit 2007 investierte der Konzern mehr als 147 Millionen Euro in seine Anlagen an der Essener Straße.

Die Modernisierung des Standortes Bochum schließt Thyssen-Krupp-Stahl in diesen Tagen ab. Seit 2007 investierte der Konzern mehr als 147 Millionen Euro in seine Anlagen an der Essener Straße. Das Bochumer Werk ist mit seinen mehr als 2100 Mitarbeitern hinter Duisburg der zweitgrößte Standort des Konzerns. Als Kern der Anlage gilt das einst modernste Warmbreitband-Werk der Welt. Ziel der Investitionen, allen voran der Bau einer zusätzlichen Ofenanlage zur Erhitzung der Stahlbrammen auf Schmiedetemperatur, war es, die Leistungsfähigkeit der Warmbandstraße zu erhöhen.

Um die im neuen Hüttenwerk in Brasilien gegossenen Brammen weiterverarbeiten zu können, waren Investitionen in den beiden Walzwerken in Duisburg und Bochum notwendig, hieß es 2007 zum Hintergrund. Noch 2010 freuten sich die Konzernmanager auf das Vormaterial aus Südamerika.

Blick auf die moderne Laminarkühlung im Thyssen-Krupp-Werk. Foto:TKS
Blick auf die moderne Laminarkühlung im Thyssen-Krupp-Werk. Foto:TKS © Unbekannt | Unbekannt

Pressewirksam inszenierten die Verantwortlichen im November 2010 die Ankunft der ersten Brammen, die nach einer Reise um die halbe Welt schließlich mit der Bahn in Bochum ankamen. Zuvor hatte es bereits im werkseigenen Rheinhafen Schwelgern einen angemessenen Empfang gegeben. Tatsächlich klebten auf den Brammen kleine weiße Aufkleber mit „Made in Brazil“.

Voll stolz freuten sich die Stahlwerker auf mehr. So wunderte es damals nicht, dass es der Bochumer Werksleiter Klaus Kurke war, der an jenem Novembermorgen 2010 den Güterzug mit seinen auf 15 Waggons verteilten über 1000 Tonnen Brasilien-Stahl persönlich begrüßte. Das einzige, was damals nicht ins Bild passte war der Nebel und kleinere Signalprobleme am Umschlagbahnhof Präsident in Hamme. Was war das schon im Vergleich zu dem mit soviel Erwartungen angefeuerten Brasilien-Manöver.

Klasse statt Masse

Die Zahlen klangen gigantisch: Auf eine Jahresleistung von 4,2 Millionen Tonnen gewalzten Stahls, ein Plus von mehr als 14 Prozent im Vergleich zum Stand vor den Investitionen sollte das Werk gepuscht werden. In der aktuellen Mitteilung zu diesen Investitionen taucht der Name jenes südamerikanischen Staates nicht mehr auf. Vielmehr heißt es: „Durch diese Verbesserungen können die hohen Ansprüche der Kunden bezüglich flacher Profile befriedigt werden. (...) Ziel der Maßnahme ist eine Erweiterung der Produktionsmöglichkeiten für höher- und höchstfeste Stähle.“ Mehr  also.

Dass Konzernchef Heinrich Hiesinger vor zwei Wochen einen harten Schnitt verkündete, der Ausstieg aus dem ehemaligen – jetzt aber für Milliardenverluste verantwortlichen – Prestigeobjekt ankündigte, wirkt bis nach Bochum.