Bochum. . Die Latino-Rocker von Molotov sorgten im Bahnhof Langendreer für ein richtig gutes Club-Konzert. Während der knapp zwei Stunden war zunächst Lässigkeit Trumpf, im zweiten Teil drehte das basslastige Quartett dann richtig auf und bescherte 200 Zuschauern eine ausgelassene Party.
Draußen dreißig Grad, drinnen heiße Rhythmen: Die mexikanischen Latino-Rocker von Molotov brachten 200 Feierwillige im Bahnhof Langendreer bei einem richtig guten Club-Konzert sowohl ins Schwitzen als auch zum Strahlen.
Wer nach einem Symbol für die HipHop-Hardrocker von Molotov sucht, kommt an der Zigarette nicht vorbei. Beispiel Gitarrist Tito Fuentes: Eine nach der anderen lässt sich der Mann im Mittelpunkt der Bühne anzünden. Und warum soll er die während seines Gesangs ’rausnehmen? Geht doch auch so. Klare Aussprache ist eh überbewertet.
Da will sich Bassist Mickey Huidobro nicht lumpen lassen, für seine Stumpen hat er an seinem Mikro-Ständer einen Aschenbrecher anbringen lassen. Auch Schlagzeuger Randy Ebright verrichtet oft mit einer Zicht im Gesicht seine Schwerstarbeit in der Schießbude.
Nur Bassist Paco Ayala tritt als Nichtraucher auf, was ihm zugleich weniger Kontakt mit dem vielbeschäftigten Roadie beschert. Letzterer kommt mit dem Anzünden kaum nach, muss gelegentlich auch schon mal selbst den Bass von zupfen, damit der mit der linken Hand noch den Akkord, mit der anderen die Zigarette halten kann.
Erstaunlich dabei: All das tut dem musikalischen Niveau keinen Abbruch. Unverkennbar an Rage against the machine angelehnt, rappen und rocken sich die Jungs im ersten Teil mit einfachen Gitarrenriffs und gut abgestimmten Gesangseinlagen aggressiv durch das Programm. Eine lateinamerikanische Punk-HipHop-Version von Falkos „Rock me Amadeus“ hört man auch nicht alle Tage.
Die Instrumente wechseln von Mitglied zu Mitglied
Als mit dem Hit „Gimme da power“ der Höhepunkt erreicht scheint, legt Molotov noch einen Zahn zu. Die Instrumente wechseln von einem zum anderen Bandmitglied, die Partystimmung steigt. Mithüpfen ist angesagt, der Funke ist längst übergesprungen. Plötzlich gibt es Gitarrensoli, Verfremdungseffekte, Tempowechsel und Beatbox-Einlagen. Dem Metallica-Intro zu „Seek and destroy“ folgt später die ausgeprägte Hommage an Queens „Bohemian Rhapsody“. Ein weiterer Sänger taucht auf, neben spanischen Texten singen sie gelegentlich auf Englisch, ein bisschen Rock’n’Roll und Ska halten Einzug. Gringos werden genauso beschimpft wie die mexikanische Politik, unterlegt mit volkstümlichen Klängen.
Natürlich ist vieles Attitüde bei den vier Mexikanern, die gute alte Jeans-Kutte ist ein weiteres äußeres Zeichen dafür. Dass am Ende nur Frauen zum Tanzen auf die Bühne kommen durften, hatten sie vorher mit Macho-Gehabe und Hahnenkamm-Zeichen angedeutet. Wer provozieren will (und das tun sie mit ihren Texten), muss das auch zeigen.