Bochum. . Versuchter Mord am Autosteuer - das ist der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen einen 39-jährigen Autofahrer, der vorsätzlich ein anderes Auto gerammt haben soll, um sich dabei umzubringen. Hintergrund soll ein Ehedrama sein. Doch der Angeklagte will jetzt vor Gericht von Suizidabsicht nichts wissen.

War der schwere Verkehrsunfall damals wirklich ein Suizidversuch? Davon geht die Staatsanwaltschaft jedenfalls aus. Vor dem Schwurgericht wirft sie einem 39-jährigen Autofahrer einen versuchten Mord vor.

Am 26. Juni 2011 war der Bochumer mit seinem Mitsubishi Colt über die Universitätsstraße gerast und hatte einen Opel-Corsa mit vier Insassen so heftig gerammt, dass dieser Wagen schwer ins Schleudern geriet. Er knickte zwei Verkehrsschilder um und prallte gegen einen Lichtmast und einen Kantstein. Ein Insasse erlitt einen Schambeinbruch, andere zogen sich Prellungen an der Brust und am Kopf zu. Sie hatten auch Schmerzen an den Beinen.

Seit vielen Monaten sitzt der Angeklagte in U-Haft. Er soll den Unfall mit voller Absicht herbeigeführt haben, um selbst zu sterben. Den Tod der Corsa-Insassen habe er dabei billigend in Kauf genommen. Außerdem steht das Mordmerkmal der Heimtücke im Raum.

„Er hat mich so wütend gemacht, dass ich ihn vielleicht auch umbringen wollte“

Hintergrund ist ein Ehedrama. Die Ehefrau (47) des Angeklagten war mit einem anderen Mann durchgebrannt. „Das hat sehr weh getan“, sagte der 39-Jährige , ein Putzer auf dem Bau, am Donnerstag vor Gericht. Am Tag vor dem Unfall habe er sich zu Hause in Weitmar betrunken und mit einem großen Messer zu dem Nebenbuhler nach Witten fahren wollen. „Er hat mich so wütend gemacht, dass ich ihn verprügeln wollte und vielleicht auch umbringen.“

Unterwegs machte er aber einen Rückzieher und drehte um. Das war um 23.35 Uhr. Von der Baroper Straße kommend bog er nach links auf die Uni-Straße ein und gab kräftig Gas. Er fuhr zwischen 105 und 120 km/h. Vor ihm rollte der viel langsamere Corsa - mit 55 bis 60 km/h.

In Höhe der A43 knallte der Mitsubishi dann mit seiner rechten Frontseite gegen die linke Heckseite des Corsa und katapultierte ihn von der Fahrbahn. Der Mitsubishi kam 180 Meter weiter mit auslaufenden Flüssigkeiten zum Stehen. Der Fahrer (über zwei Promille) hatte sich nicht angeschnallt und war mit dem Kopf so wuchtig in die Frontscheibe geknallt, dass in den Splittern Haare und Hautfetzen kleben blieben.

„Ich habe kein Auto gesehen, nichts“

Der Suizid-Vorwurf stützt sich auf Zeugenaussagen. Ein Polizist, eines der Unfallopfer und ein Krankenhausarzt haben erklärt, dass der 39-Jährige nach dem Unfall klar von einer Selbsttötungsabsicht geredet habe. Davon will er jetzt aber nichts wissen. Auch an den Unfall könne er sich nicht erinnern: „Ich habe kein Auto gesehen, nichts.“

Ins Bild eines Suizidversuchs passt jedoch, dass er schon einmal auf einen Stuhl geklettert war und sich an einem Gürtel aufgehängt hatte - ebenfalls weil die Ehefrau sich trennen wollte. In letzter Sekunde wurde die schaurige Prozedur abgebrochen. Heute spielt der Angeklagte dies herunter: „Ich wollte ihr Angst einjagen, dass sie sich überlegt, dass sie mit ihm nicht durchbrennt.“

Der Prozess wird fortgesetzt.

Schwerer Unfall auf A43

Foto: Karsten John / WAZ FotoPool
Foto: Karsten John / WAZ FotoPool © Ingo Otto / WAZ FotoPool
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