Bochum. Bei Bochum Total wachsen Ärger und Sorge über jugendliche Besucher. Schon Zwölfjährige, beobachtet die Johanniter Unfallhilfe, trinken bei dem Straßenfest selbst mitgebrachten Alkohol.

Hunderttausende feiern in der City. Bochum Total versetzt die Innenstadt wieder in den Ausnahmezustand. Der herrscht auch in manchen Familien. „Die Besucher werden immer jünger. Alkohol spielt eine immer größere Rolle. Das ist hier ein großes Thema“, beobachtet Björn Röder, Bereichsleiter der Johanniter Unfallhilfe.

Gab’s zuletzt beim Public Viewing im Westpark noch strenge Einlasskontrollen, können die Getränke bei BO-Total mitgebracht werden. Davon machen vor allem Jugendliche Gebrauch. Aus Plastikflaschen und Kanistern: „Schon Zwölf- und 13-jährige trinken Alkohol. Nicht nur Bier, sondern auch Hochprozentiges“, sagt Björn Röder, der mit 45 Johanniter-Kollegen zum Auftakt am Donnerstag drei Alkohol-Einsätze absolvierte. „Am Wochenende werden es deutlich mehr sein“, weiß er aus leidvoller Erfahrung aus dem Vorjahr.

Ärger über Wildpinkler

Die Kontrollen seien ausreichend, betont die Stadtverwaltung. „Jugendschutz und Polizei sind in erheblicher Personalstärke vor Ort und überwachen die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes“, erklärt Sprecher Thomas Sprenger. Entgegen der Darstellung der Johanniter gebe es nur vereinzelt Verstöße gegen das Alkoholverbot. Werden Jugendliche kontrolliert, seien sie „in den allermeisten Fällen“ schon 16 (Bier ist erlaubt) oder 18. „Man täuscht sich oft. Viele Jugendliche sehen jünger aus“, meint Thomas Sprenger. Gleichwohl würden die zechenden jungen Besucher ermahnt, „sich zurückzuhalten“.

Wer viel trinkt, muss häufig urinieren: eine weitere Schattenseite von Bochum Total. Bewohner und Geschäftsleute in der City ärgern sich über „Wildpinkler“. Der asiatische Lebensmittelladen an der Rottstraße kann da ein trauriges Lied von singen. „Bei uns im Innenhof hinterlassen die Betrunkenen ihren ganzen Dreck, schlagen ihre Flaschen kaputt und lassen ihr Pipi hier ab“, klagt der Geschäftsinhaber. Ähnlich sieht es bei der Industriellen Handelsgesellschaft Thiemann an der Viktoriastraße aus. „Genau vor unserem Bürofenster gehen alle pinkeln“, sagt Mitarbeiter Yiad El-Hassan. Dabei steht 20 Meter weiter ein Toilettenwagen.

Einmal im Jahr

Mehr noch als über übelriechende Körperflüssigkeiten und Dreck ärgern sich die Geschäftsleute über die Straßensperren. „Hier gibt es Staus ohne Ende. Das ist wirklich geschäftsschädigend“, meint der Verkäufer im asiatischen Lebensmittelladen. „Ich verstehe nicht, wieso sie das nicht hinten an der Jahrhunderthalle machen können. Da wäre doch viel mehr Platz.“

Fans bei Bochum Total

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„Totale“ Aufregung also? „Ach nein“, meint Yiad El-Hassan, der selbst in der Kortumstraße wohnt. „Einmal im Jahr kann man sich das doch antun.“ Der 40-Jährige schlendert auch selbst gerne durch das Meer an Getränkewagen und Bühnen. „Klar, wenn’s jetzt alle drei Monate sowas gäbe, wäre mir das auch viel zu laut und zu stressig“, gesteht er. „Aber so wie es ist, ist es doch okay.“

Wenn die Party an diesem Wochenende mit dröhnenden Bässen und feierwütigen Musikfans weitergeht, nimmt es auch ein 58-Jähriger Anwohner gelassen: „Das gehört eben zu Bochum dazu.“