Bochum. Die Innenstadt verwandelt sich wieder in ein gigantisches Festivalgelände. Und auch diesmal heißt es bei der 27. Auflage des größten Musikfestivals in NRW: vier Tage volles Programm, mehr als 60 Bands und Künstler vom regionalen Newcomer bis zum Top-Act wie den H-Blockx.
„Detroit Rock City“ hieß in den 70er Jahren ein ziemlich guter Song von Bob Seeger, ab Donnerstag heißt es wieder „Bochum Rock City“: Bis Sonntag, 8. Juli, stellt das Musikfestival Bochum Total einmal mehr die Innenstadt auf den Kopf.
Damit verwandelt sich das Bermudadreieck in die größte Freiluftbühne im ganzen Land. Die 27. Ausgabe des Spektakel bietet an vier Tagen (5. bis 8. Juli) ein volles Programm, mehr als 60 Bands und Künstler vom regionalen Newcomer bis zum Top-Act werden die Bühnen entern. Und alles wie gehabt bei freiem Eintritt.
Originäre Musik im Fokus
Bochum Total ist längst mehr als ein reines Musikfestival, die Budengasse, die Begleitveranstaltungen, die Wortschatz-Lesebühne etc. pp. darf man ja nicht vergessen. Aber Bochum Total ist natürlich immer noch und vor allem ein großes Musikfest. Progressive und originäre Musik stehen im Fokus, die eingeladenen Bands sollen möglichst einen eigenen musikalischen Ansatz verfolgen. Auch klar: Es muss immer live gespielt werden.
In diesem Jahr sind aktuell gefragte Formationen wie Glasperlenspiel, H-Blockx, Montreal, Thomas Godoj, Phrasenmäher, Frittenbude, Stereolove, Max Buskohl, Artig, La Papa Verde, Plan B, die Rapperin Fiva, Benzin und Susanne Blech eingeladen. Auf vier zentralen Bühnen spult sich der Großteil des Programms ab: die 1Live-Bühne steht auf der Kreuzung Südring/Viktoriastraße, die nach einem Internet-Portal für Jugendliche bekannte Pottmob-Bühne auf der Kreuzung Südring/Brüderstraße, die Trailer/Wortschatz-Bühne auf der Viktoriastraße in Höhe des Café Tucholsky und die WAZ-Bühne, wie immer, auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Dazu kommt die abendliche Coolibri-Stage in der Rotunde, dem alten Katholikentagsbahnhof, der sich zu einer Top-Adresse der Szene entwickelt hat.
Bochumer Markenzeichen
Bochum Total, das 1986 reüssierte, ist nach langen 26 Jahren zu einem veritablen Bochumer Markenzeichen geworden, und die Macher werden nicht müde, neben dem Werbewert für unsere Stadt auch das wirtschaftliche Potenzial ihrer Veranstaltung herauszustreichen. Künstlerisch und vom Freizeitwert her gesehen top, ist die Großsause aber auch nicht unumstritten. Anwohner der Innenstadt und der Randbezirke beklagen immer mal wieder die viertägige, massierte Einschränkung an Lebensqualität. Da wird die Musik als Lärm empfunden, die belebte Innenstadt zum nimmermüden Ort abendlicher Ruhestörung. Profitieren würden lediglich die Lokale im Bermudadreieck und die fliegenden Händler, wohingegen dem Einzelhandel und den Restaurants die Kunden vertrieben würden. Auch das hört man immer wieder.
Band-Vorschau Bochum Total
Ungeachtet solcher Einwürfe ist BO-Total heute eines der größten Freiluft-Events in ganz Deutschland. Bei gutem Wetter stößt die Innenstadt bei annähernd einer Million Besuchern an ihre Grenzen. Seit die Agentur Cooltour vor über zehn Jahren mit dem Teenie-Radio Eins Live einen Premium-Partner gefunden hatte, strömen die Besucher in kaum zu überschauenden Massen herbei. So sorgte der riesige Andrang vor der Eins Live-Bühne an der Ecke Brüderstraße/ Südring vor jetzt auch schon wieder zehn Jahren dazu, dass die Bühne nun komplett auf dem Südring steht. Keine Frage: BO-Total trifft immer noch den Nerv. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass sich die Besucherzahlen im Vergleich zum Jahr 2000 noch mal verdoppelt haben. Und ein Ende der Entwicklung scheint nicht in Sicht.
Viele Veränderungen
Manches, wenn nicht alles hat sich in über zwei Jahrzehnten verändert. Die familiäre Atmosphäre der Anfangsjahre hat sich verflüchtigt, heute regiert ein radikaler Event-Charakter, mit all den damit einhergehenden kommerziellen und werbemäßigen Aufdringlichkeiten. Und doch hat eines Bestand: Immer noch ist BO-Total ein frei finanziertes Festival, bei dem das unternehmerische Risiko beim Veranstalter liegt. Zum einen wird vieles durch den Getränkeverkauf und Sponsoren refinanziert. Die größte Unterstützung erfährt das Festival aber durch die Bands, die für eine äußerst geringe Gage auftreten. Veranstalter Marcus Gloria: „Anders wäre es auch nicht zu machen.“
Na, denn! Auf dass Bochum noch lange Rock-City bleibe.