Bochum. .
Ein Schüler der Pestalozzi-Realschule wollte ursprünglich später ‘mal „irgendwas mit Autos“ machen. Dass ihm zu seiner Verblüffung der Goldschmied als Idealjob empfohlen wurde, hat der „Berufsnavigator“ ermittelt. Dieses Verfahren zur Berufsorientierung wurde im Frühjahr an der Pestalozzi- und an der Albert-Schweitzer-Schule erprobt und wird nun allen weiterführenden Schulen in Bochum angeboten.
Was den Navigator von anderen Verfahren unterscheidet: Jugendliche schätzen sich und ihre Neigungen nicht nur selbst ein, sondern werden von befreundeten Schülern nach ihren Stärken und Kompetenzen beurteilt. Judith Frenz (Berufs-Navigator GmbH): „Viele haben ein falsches Selbstbild und kennen die Bandbreite der Berufe gar nicht.“ Die Gefahr von Bloßstellungen bestehe nicht: Es werden nur Schüler zu Kleingruppen zusammengefügt, die einander mögen.
Stärkenprofil hilft bei Berufsermittlung
Das bestätigen auch Birgit Lange von der Albert-Schweitzer- und Udo Schmidt von der Pestalozzi-Schule: „Keiner wurde in die Pfanne gehauen. Jede Klasse hat ihre Cliquen, die Gruppen bildeten, wobei es nicht einmal Schwierigkeiten gab, Außenseiter zu integrieren.“ Hinzu komme, dass bei dem Verfahren nur positive Seiten genannt werden (z.B Kreativität, Fingerfertigkeit, soziale Kompetenz). So entsteht ein Stärkenprofil, das anschließend mit einer Software mit 363 Berufsprofilen verglichen wird und für jeden Teilnehmer zehn Berufe ermittelt. Daraus wird in einer sich anschließenden persönlichen Beratung die Top 3 der Jobs gefiltert.
An der Realschule haben sich im März 120 Schüler der achten Stufe beteiligt; später wurden sie intern befragt: „92 Prozent nannten das Verfahren ,sehr gut’, 98 Prozent gaben an, es habe ihnen bei der Praktikasuche geholfen“, so Schmidt. Die Realschule hat überdies die Ergebnisse der Jobfindung in den Unterricht eingespeist und den jungen Leuten bei der Suche nach Betrieben geholfen. „Das alles wäre ohne den Navigator viel komplizierter gewesen“, so Udo Schmidt.
Menschen statt Zeugnisse einstellen
60 Euro pro Nase kostet das Verfahren; die Kosten teilen sich die Agentur für Arbeit und die Sparkasse, die bereits 22 Haupt-, Real- und Gesamtschulen angeschrieben hat; Gymnasien sollen in einem zweiten Schritt folgen. Es soll, das betonen beide Seiten, ein dauerhaftes Angebot werden, so dass alle folgenden Jahrgangsstufen in den Genuss kommen können.
Thomas Keyen, Geschäftsführer der Bochumer Arbeitsagentur: „Neu an diesem Verfahren ist, dass dabei allein die Stärken der Schüler ausgearbeitet werden. Für uns das Motiv, uns finanziell zu beteiligen. Denn es ist längst erwiesen: Was jemand gern macht, macht er auch gut. Arbeitgebern legen wir ans Herz, Menschen, keine Schulzeugnisse einzustellen. Noten sagen nicht genug über Fähigkeiten aus.“